An den May (Andere Gedichte)
An den May. Holder Schöpfer süßer Triebe, Junger wonnereicher May! Glück und Hoffnung und die Liebe Sind in dir mir ungetreu.
Nie wird dieses Herz empfinden Deiner Wonne Seligkeit: Reiz und Jugend sah ich schwinden Vor der uns bestimmten Zeit: Denn der Gram gab ihnen Flügel;
Und sein Mehlthau traf das Herz. Keiner weisen Stoa Zügel Zähmt der Seele wilden Schmerz. May, dein schönster Tag ist trübe, Deinen Zephyr fühl’ ich nicht;
Weil der süße Trost der Liebe, Mir, Unglückliche! gebricht. Deine Sänger auf den Bäumen Singen mir nicht Lieb’ und Scherz. Wachend klag’ ich, und in Träumen
Blutet mein verrathnes Herz. Wird der Kampf so lange währen Bis die letzte Kraft versiegt? Bis, geschwächt durch Gram und Zähren, Endlich die Natur erliegt? –
Komm, du letzter meiner Tage! Todesengel komm herbey! Mache mich von aller Plage Und der Liebe Schmerzen frey!
Eingetragen am 08.11.2011 09:32:59 von 2rhyme
Autor: Susanne von Bandemer
Quelle: de.wikisource.org
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