Wüste(n)Ballade (Lustige Gedichte)
Scheich Ben Mursal, Beduine, ehrfurchtsvoll mit weiser Miene, von Gestalt ein wahrer Hühne, Herrscher über manche Düne, aus der Linie des Propheten, tief versunken oft im Beten auf dem fein gewirkten Teppich, hellgrün so wie junger Eppich!
Üppig weht sein weißer Burnus aufgebläht im steten Turnus morgendlicher Westwindwonnen und dem Hauch der Abendsonnen; ihm entströmen süße Düfte in Arabiens Wüstenlüfte.
Dicht besetzt mit Edelsteinen prangt ein Erbstück seiner Seinen links im Gürtel an der Flanke Ahnen so wie Gott zum Danke, spitz und krumm der Dolch der Dolche, nirgends sieht man eben solche.
Mursal hat nun schon seit Tagen Sorgen, kann sie kaum ertragen. Sein Kamel mag nicht mehr laufen, nur noch liegen, fressen, saufen.
Hier hilft eins nur statt zu beten, eine Reise anzutreten, durch die Wüste Richtung Mekka, stracks zum Tierarzt Abul Flecca, dessen Künste in den Zelten fast als Allahs Wunder gelten.
Flecca sieht das Tier voll Sorgen, nichts bleibt seinem Blick verborgen; doch er weiß bei solchen Sachen, was und wo und wie zu machen ist, um Tier und Mensch zu stützen, cash, um auch sich selbst zu nützen.
Also wird das Tier gebeten, langsam rückwärts einzutreten in das Zelt aus weißen Linnen; dort soll gleich die Kur beginnen. Drinnen zwischen Salben, Tiegeln wartet Abul mit zwei Ziegeln; diese schlägt er hart zusammen, so dass kleine Funken flammen, kniend unterm Tier am Boden; eingequetscht sind beide Hoden.
Scheich Ben Mursal ist begeistert, wie der Arzt die Sache meistert, sieht sein Wüstenschiff jetzt rennen kaum mehr wieder zu erkennen, fühlt sich offenbar ganz prächtig, denn es rennt rekordverdächtig und verschwindet in der Ferne fröhlich springend, sichtlich gerne.
Für die REVITALISIERUNG, EINFACH, OHNE FEINJUSTIERUNG MITTELS ZWEIER ZIEGELSTEINE zahlt der Scheich rund tausend Scheine.
Diese lumpig kleinen Lappen kann ein Mann wie er berappen; das macht ihm doch keinen Kummer, raubt ihm nichts von seinem Schlummer. Er hat gänzlich andre Sorgen hier an diesem Mittwochmorgen vor dem Zelt von Abul Flecca in der Gegend kurz vor Mekka:
"Woher nehm ich nur die Kräfte, Energie und all die Säfte, Sprunggewalt in beiden Waden, um dann ohne Kreislaufschaden dies entlaufne junge Fohlen jemals wieder einzuholen? Um es wieder einzufangen, muss ich doch erst hingelangen. Wer im Kopf nicht grade helle, ist im Sprint zumeist der Schnelle, und Kamele sind Kamele, doof und blöd und ohne Seele. Zwar kann ich viel besser denken, aber hier mit den Gelenken bin ich immer unterlegen auf dem Sand, den Wüstenwegen. Da ist wohl nicht mehr zu machen als nur resigniert zu lachen; statt ihm hinterherzulaufen muss ich wohl ein neues kaufen."
Abul Flecca aber lächelt, als er sich den Schweiß wegfächelt:
"Doch, da ist noch was zu machen außer resigniert zu lachen: Musst nur vor dem Zelt kurz beten, um dann rückwärts einzutreten."
Eingetragen am 18.09.2014 13:08:22 von Max
Autor: Dr. Eckart Kuppe
Quelle: Eigenes Gedicht
Weitere Informationen unter: http://www.prall-und-proll.de
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