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Der Rosengarten bei Worms (Andere Gedichte)

Ez was in deme garten freude und wünne gnuog,
hei, waz der garten rôsen und liehter bluomen truog! –
Die mir des garten hüetent, zwelfe sint der küenen degen,
die pflegen mir der rôsen. sie sint vil ûz erwegen.

Der grôze Rôsengarte. I. 



Das war in alten Zeiten ein lichter Rosengarten,
Deß mußten holde Frauen in treuen Züchten warten
Da hub sich lust’ges Streiten, es klang manch Saitenspiel, –
Hei, wie es schnellen Degen in seiner Hut gefiel!

Ihr hörtet wohl die Kunde von stolzen Helden sagen,

Die um die schönste Rose dort manchen Strauß geschlagen;

[75]

Da kränzte noch die Woge den blühenden Inselrund[1]
Das war zu Worms am Rheine, im frohen Land Burgund.

Erstorben sind die Rosen, der Garten ist verödet,

Die kühnen Degen liegen im fremden Land getödtet,

Die Königsrose welkte, Chriemhild, die hohe Maid,
Die süßen Frauen starben in blut’gem Herzeleid.

Du maienfrohes Eiland, du sankst in bitt’rem Harme
Dem Rhein, dem stolzen Buhlen, aus seinem kühlen Arme;

Du hast mit Staub bestreuet Dein[ws 1] blumiges Gewand;

Nur dünne Waldung sprießet aus dem verkiesten Strand.

Und drüben über’m Rheine, da sind die Königshallen
Nach blut’gen Flammennächten in Schutt und Rauch zerfallen;
Es braust im trotz’gen Dämpfer der Geist der neuen Zeit

Vorüber an dem Grabe versunk’ner Herrlichkeit.

Da tönen vom Dom rheinüber der Glocken dumpfe Zungen
Wie tausendjähr’ge Klage vom Leid der Nibelungen;
So blutete die Wunde, die Siegfrieds Herz durchschnitt,
Als um des Helden Bahre der grimme Hagen schritt.

Du graues Todtenmünster, nicht mag in diesen Tagen

Dein müder Nacken länger die Wittwenkrone tragen.
Dir drohet von den Enkeln Vergessenheit und Schmach:
Wie Kuppel sinkt geborsten, die Pfeiler wanken nach.

Laß ab, mein Lied, zu klagen! – Es zieht in alter Weise

Der Sterne Chor dort oben die heil’gen Weltenkreise;

Durch duftiges Gewölke ergießt sein ew’ges Licht
Der Mond dem todten Eiland in’s stumme Angesicht.

Und wie lebend’ges Lächeln seh’ ich’s darüber gleiten,
Ein Traumgebild aus alten, lusthellen Frühlingszeiten;

Die Ufer athmen leise, die Wellen flüstern drein,

Es küßt die todte Buhle der königliche Rhein.

Und wie durch Zauberfäden der klare Mond dort oben
Mit zartem Strahlenschleier das stille Thal umwoben,
So hat der Dichtung Glorie die öde Flur umglänzt,

Mit neuer Rosenkrone der Todten Haupt bekränzt.


Lenzkönigin ist die Dichtung, sie will der Blumen warten,
Ihr blüht in ew’gem Frühling der alte Rosengarten.
Das Schöne schwingt sich siegend aus Trümmerfall und Brand,
Frei über’m Leben ruhet sein ew’ges Heimathland.



  1. ? Der Rheinarm, der die Insel vom rechten Ufer trennte, ist in neuerer Zeit versumpft.
  1. ? Scan: mein. Druckfehler, s. S. 261


Eingetragen am 08.11.2011 09:33:20 von 2rhyme
Autor: Wilhelm Hertz
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org



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