Salz (Andere Gedichte)
Salz. Nuschirvan, der Gerechte, speist’ einmal auf seiner Jagd in freiem Felde. Salz gebrach ihm. Holet, sprach er, Salz, im nächsten Hause; doch bezahlt das Salz.
„Wie? sagten seine Diener, großer König, bekümmert dich die Kleinigkeit, das Salz?“ „Aus solchen Kleinigkeiten, sprach Nuschirvan, ist aller Druck entstanden, der die Welt drückt.“ Alles Uebel der Welt ist aus dem Kleinsten entsproßen;
Klein war der Anfang stets jeder unedlen Gewalt. Brach der König nur Einen Apfel vom Baume des Armen; hieben die Knechte sofort, nieder zur Wurzel, den Baum. Eignete er fünf Eier sich zu; sie nahmen der Hennen hundert. Der Thäter entwich; aber die Sitte verblieb.
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:53 von 2rhyme
Autor: Johann Gottfried Herder
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