Der Edelknabe und die Müllerin (Andere Gedichte)
Der Edelknabe und die Müllerin. Edelknabe. Wohin? Wohin? Schöne Müllerin! Wie heißt du? Müllerin. Liese. Edelknabe. Wohin denn? Wohin, Mit dem Rechen in der Hand? Müllerin. Auf des Vaters Land, Auf des Vaters Wiese. Edelknabe. Und gehst so allein? Müllerin. Das Heu soll herein, Das bedeutet der Rechen; Und im Garten daran Fangen die Birnen zu reifen an; Die will ich brechen. Edelknabe. Ist nicht eine stille Laube dabei? Müllerin. Sogar ihrer zwey, An beiden Ecken. Edelknabe. Ich komme dir nach, Und am heißen Mittag Wollen wir uns drein verstecken. Nicht wahr, im grünen vertraulichen Haus – Müllerin. Das gäbe Geschichten. Edelknabe. Ruhst du in meinen Armen aus? Müllerin. Mit nichten! Denn wer die artige Müllerin küßt Auf der Stelle verrathen ist. Euer schönes dunkles Kleid Thät mir leid So weiß zu färben. Gleich und gleich! so allein ist’s recht! Darauf will ich leben und sterben. Ich liebe mir den Müllerknecht; An dem ist nichts zu verderben.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:13 von 2rhyme
Autor: Johann Wolfgang von Goethe
Quelle: de.wikisource.org
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