Reiserezept (Lustige Gedichte)
Man nehme vierzehn Tage frei Und konsultiere für die Rei- se unverzüglich den Prospekt Der all die fernen Wünsche weckt
Man ordne nach Prioritäten Die Orte, die sich lohnen täten Und überlege sich sodann Was sich der Nachbar leisten kann
Man prüfe, welches in der Ferne Die beste Zahl der Hotelsterne Und ob der Pächter Schweizer sei Weil dies nun mal nicht einerlei
Man frage: wie verhält es sich Gilt dort als Regel „Stöck, Wiis, Stich“ Und spielt zu Vino und Amore Man uns zuliebe Swiss Folklore
Man sehe zu, ist auch die Flimmer- Kiste in dem Doppelzimmer Damit man keinesfalls vermisse Die heimatliche Bildkulisse
Man buche die geplante Reise Zum aufgedruckten Vorzugspreise Denn für Erholung und Kultur Zählt doch das Allerbeste nur
Man wende sich sodann in langen Und prominenten Autoschlangen Brav integriert in eine Lücke Hin zu dem Sommerfrischler-Glücke
Man schöpfe dergestalt die Kräfte Für neue Taten im Geschäfte Und geize nicht mit Souveniren Die eindrucksvoll die Wohnwand zieren
Man preise schliesslich in der Ferne Worüber man sonst allzu gerne Im eignen Lande tüchtig flucht Und auswärts nun vergeblich sucht
Man kehre so bereichert wieder Und konstatiere brav und bieder: Des Auslands allergrösster Reiz Ist doch die Heimkehr in die Schweiz
Ernst Bannwart
aus "Ernsthaft heiter"
Eingetragen am 31.05.2011 10:07:19 von Ernst Bannwart
Autor: Ernst Bannwart
Quelle: Eigenes Gedicht
Weitere Informationen unter: erbacom@pop.agri.ch
|