Sonette I (Louise Otto) (Andere Gedichte)
Sonette. 1840. O haltet mich mit Bitten nicht zurücke Wenn ich im Sehnen nach der Freiheit Lichte Zu hohen Zielen meine Blicke richte, Von keinem Glück weiß als vom Völkerglücke.
Mir ward einmal die Weisung vom Geschicke Daß ich im Schaun prophetischer Gesichte Dem Dienst der Zukunft freudig mich verpflichte, Von keinem Glück weiß als vom Völkerglücke. Ihr Glücklichen! Ihr mögt in Eurem Frieden
Den Gatten weihn zum Kampf für’s Vaterland In Euren Kindern Streiter ihm erziehen. Ich aber habe nichts ihm, nichts zu bieten Als meiner Lieder kühnen Freiheitsbrand, Das Einzige was mir mein Gott verliehen.
II.
Wie jener Maid im schönen Frankenlande Die heilge Jungfrau einstens ist erschienen Und sie vermocht ihr ewig treu zu dienen, Ein zartes Weib im kriegrischen Gewande: So trat zu mir befreit vom Erdenbande
Die Muse mit den götterselgen Mienen, Hat mich vermocht ihr ewig treu zu dienen, Gab mir den Weihekuß zum Bundespfande. So will auch ich die heilge Fahne schwingen Und der Begeistrung Oriflamme tragen,
Mit Liederschwertern unsre Feinde schlagen! Die reine Magd kann jegliches vollbringen: Der höchsten Kunst hab ich mich ganz ergeben, Treu bis zum Tode durch das ganze Leben! –
Eingetragen am 08.11.2011 09:35:02 von 2rhyme
Autor: Louise Otto
Quelle: de.wikisource.org
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