In der Nacht (Wilhelm Buchholz) (Andere Gedichte)
Durch’s Waldthal unter den Bäumen Im Mondlicht schreit’ ich dahin; Ein altes vergessenes Träumen Umspinnt mir lockend den Sinn.
Die dunklen gespenstigen Säulen Ragen am Berghang dort, Den Käuzlein nur und den Eulen Ein heimlicher Zufluchtsort. Aus den Felsen klingt’s; in den Zweigen
Gelinde säuselt der West, Und goldene Thürme steigen Aus Schutt und Mauerrest. Aus wallendem Nebel leise Die todte Liebe taucht;
Sie bannt mich in ihre Kreise, Vom Glanz der Jugend umhaucht. Wie selig wir damals waren, Weißt Du’s? so flüstert sie drauf; Und was mir versunken seit Jahren,
Lebendig leuchtet es auf. Doch wie es gekommen, so balde Zerrinnt mir das Wundergesicht! Wo ich sie küßte im Walde, Die Holde – ich weiß es nicht.
Das lustige Bild ist zerstoben, Der duftige Traum ist verweht! Nur das wüste Gemäuer da droben Gespenstig noch vor mir steht. Im Frühlicht unter den Zweigen
Vereinsamt irr’ ich umher… Die Sonne dort seh’ ich steigen; Die Herrliche schau’ ich nicht mehr. Wilhelm Buchholz.
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:07 von 2rhyme
Autor: Die Gartenlaube
Quelle: de.wikisource.org
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