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Frohe Erwartung (Andere Gedichte)

Frohe Erwartung


Vater Wrangel[1], jener alte gute
General von Anno Dazumal,
zog beim Klange einer Aufstands-Tute
aus Berlin, weil man es so befahl.

     Und sie drohten ihm sein Haus zu sengen,

     seine Frau Gemahlin zu erhängen,[2]
     bis er dann zu großem Gram
     der Rebellen wiederkam.
Heftig blasend ritt man durch die Linden,

voller Sehnsucht, seine Frau zu finden.

Weich und lind entfuhrs dem alten Knaben:
     „Ob sie ihr wohl uffjehangen haben?“

Nimmer will mich dieses Wort verlassen,
Heut noch lebt die alte Reaktion.

Heute noch ist sie so schwer zu fassen –

Brennglas, der versuchte es ja schon.
     So viel Jahre steck ich schon im Kriege,
     denke an die Panke meiner Wiege,
     an mein Preußen, an Berlin

     und die Junker von Malchin.

Nie vergeß ich in dem fremden Lande
Mutter Reaktion und ihre Schande.
Voller Hoffnung sinn ich oft im Graben:
     „Ob sie ihr wohl uffjehangen haben?“

Da zu Haus, bei Vatern auf dem Boden,

liegt ein großes buntes Fahnentuch,
mitten im Gerümpel der Kommoden,
in dem Schummer voller Staubgeruch …

     Und beim Urlaub sagte mir der Alte,
     oben hängt er durch die Bodenspalte

     seine Fahne in den Wind,
     wenn wir erst zu Hause sind.
Das war Fünfzehn. Und bei jedem frischen
Wechsel an den deutschen grünen Tischen

bitt ich um die schönste aller Gaben:

     „Ob sie ihr wohl uffjehangen haben?“

In der Weltbühne abgedruckt mit den Zusatz:

Dieses Gedicht ist zum Teil, bei dem rasenden Tempo der Ereignisse, von gestern auf heute überholt worden. – Siehe Commons

  1. ? Friedrich von Wrangel (1784-1877), preußischer Generalfeldmarschall
  2. ? Siehe die Revolution 1848


Eingetragen am 08.11.2011 09:33:57 von 2rhyme
Autor: Kurt Tucholsky
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org



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