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Hochflut (Kämpchen) (Andere Gedichte)

Hochflut.

Kennt ihr die Ruhr, die wilde Ruhr? –
Nicht wie sie gleitet durch die Flur
Im Maienglanz als holde Fei –
Nein, sah’t ihr sie in Raserei,

Gepeitschet von des Sturmes Ruten,

Wild über ihre Ufer fluten,
Schaumkronen auf den Wogenkämmen? –
Dann kann nicht Menschenwerk sie hemmen,
Kein Wall sich ihr entgegen stemmen –

Frei, fessellos rast sie einher

Von Berg zu Berg – ein tobend Meer. –
Das ist die Ruhr, die wilde Ruhr!
Wie einst sie uns’re Heimatflur,
Vorbei an Odins Hochaltar *),

Mit Macht durchbraust hat immerdar. –

Da hausten noch in diesen Gauen
Die Brukterer, die starken rauhen
Altvorderen mit ihrer Sippe –
Da bleichte noch des Feind’s Gerippe

Am Opferstein auf diesen Höh’n. –

Ja, habt ihr so den Fluß geseh’n,
Entledigt jeder Fesselspur,
In seiner ganzen Kraftnatur –
Das ist die schöne wilde Ruhr. –



Eingetragen am 08.11.2011 09:34:04 von 2rhyme
Autor: Heinrich Kämpchen
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org



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