Berlin (Ringelnatz) (Andere Gedichte)
Berlin Da fährt die Hochbahn in ein Haus hinein Und auf der andern Seite wieder raus. Und blind und düster stemmt sich Haus an Haus. Einmal – nicht lange – müßtest du hier sein.
Wo das aufregend gefährlich flutet und wimmelt Und tutet und bimmelt Am Kurfürstendamm und am Zoo. Das Leben in Pelzen und Leder. Es drängt einen so oder so
Leicht unter die Räder. Sonst habe ich gut hier gefallen. Man hat mir hohe Gagen angeboten.
Aber weißt du: jeder verkehrt hier mit allen, Nur nicht mit stillen Menschen oder mit toten.
Ich bin so stolz darauf, dir einen Scheck zu überweisen. Ja, ja, hier heißt es sich durchbeißen. Das gibt mir mancherlei Lehre. Heute ging mir beim Kofferflicken die Nagelschere Entzwei. Not bricht Eisen. –
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:05 von 2rhyme
Autor: Joachim Ringelnatz
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org
|