Eine schimmernde Atlasfläche (Andere Gedichte)
1. Eine schimmernde Atlasfläche, liegt Im Mittagssonnenbrande das Meer – Hier – dort und fernhin tanzt Auf schäumenden Wogenkämmen
Verstreuter Lichtfunken blitzende Goldsaat, Und in den Malachitglanz Der schaukelnden Fluthen taucht, Eine badende Schönheit, das Lichtbild Neapels! Wie dehnt und streckt
Und wiegt sie die blendenden Glieder, Die Zauberin! Wie lacht es mit tausend Stimmen Syrenenhaft-koquett aus ihrer Brust! Verdrossen und zürnend lauert Zu ihr herüber der finstere Vesuv:
Wie lang’ ach! und gern’ schon hätt’ er In brünstiger Liebestollheit Den Schooß der Holden umarmt, Wie lang ach! und gern’ schon Bewältigt ihre süße, feucht-frohe Schönheit!
Umsonst! Festschmiedete ihn Ein grausam Geschick, und aus Der Ferne nur darf er genießen, Wonach ihm fiebernde Gier Den Leib durchschauert....
Sie aber – Sie jauchzt! Sie buhlt mit dem Himmel Und kost mit dem Meer, Und ihre Kinder klettern
An seinen Lenden empor Und schau’n ihm in’s Herz, In’s heiße, lava-blutende, Und lachen seiner verschwendeten Gluthen Mit ihrem Lachen: dem sonnig-hellen,
Dem meergott-heit’ren Lachen Neapels!
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:51 von 2rhyme
Autor: Marie Eugenie Delle Grazie
Quelle: de.wikisource.org
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