Adieu O zarte Jungfrawschafft (Andere Gedichte)
Adieu O zarte Jungfrawschafft. ALs gestern Venus sich mit Weine wohl bewirth In diesem Danse[1] sich sie gantz vnd gar verirrt In eine Kammer kam vnd da so sanffte schlieffe biß daß Cupido[2] jr ich weiß warumb nit rieffe. Als sie die Braut im Bett vnd Breutigam gesehn / Verwundert sie sich sehr: was muß doch da vorgehn? Sich bey ihr Eyffer-neid damals bald hat gemänget / Der in der Liebe sich als in eim Zunder fänget. Jedoch als sie bedacht daß diß der Liebe Preiß Die Gürtel sie alsbald an jhrem Leib abreiß / Vnd weists dem Breutigam wie er es solte machen / Der schon erfahren waren in solchen Kinder-sachen. Drumb fieng sie an vnd sagt / doch mir mit halben Mund / Ach / Jungfraw Braut / jtzt gehts! ach in der halben Stund / Seyd jr selbst ohn euch selbsten / jr spannew heut ein Weib Wie? wo? was wird geschehen nun ewrem zarten Leib. Ihr in Gedancken noch-Jungfraw seht dieser Schmauß Beweist daß es nun ist mit der Jungfrawschafft auß / Ihr Dahmen[3] wolt jrs leiden / sie wil noch Jungfraw seyn / Vnd läßt in ihrem Schoße den Breutgam schlaffen ein. Ihr gestern-Junfraw hört / wie war es in der Nacht / Da jhr wacht / Amor lacht / der zarte Hymen[4] kracht / Gewiß die Venus selbst / damal war so verliebet Wer Mars bey jhr gewest / sie het es auch geübet / Cupido auch sich schwang in seiner Psyche schoß Vnd erstlich alle Pfeil vmb sich herumb ließ loß / Wie fieng zu schreyen an die Jungfrawschafft / sich sehnet Nach sich / vnd doch nit recht / auß lust sich nur bethränet / Ihr nimmer Jungfraw / ihr / ihr nunmehr-Jungefraw / Heut habt jhr ja gewacht / was fiel doch für ein Thaw? Ich denck der Liebesthaw wird euch so fruchtbar machen Wenn der Mond neunmal voll / jhr werden dreye lachen Nun liebt / lebt / ringt / gewinnt / spielt auß vnd ein / offt lacht / Wenn das Spiel ist gespielt / erwiesen Liebes Macht / So wird man sagen denn zu der die da wird siegen / Es ist geschehen / kaufft / kauft / Mutter / kaufft die Wiegen. Ob aber vnterhielt euch fürstlich Jung(E)fraw Braut / Herr Breutigam die Nacht / Es doch nur vns vertraut / Es sol verschwiegen seyn / als wie da Venus lage Bey Mars / es Phoebus wiß am hellen liechten Tage. Ach hört doch / hört / wie sich die Jungfrawschafft beklaget / Vmb daß sie diese Todt nicht lange schon gewaget / Doch diese Nacht wol weiß / wenn sie es könte sagen / Was sich bey jhrem Streit vnd Sterben[5] zugetragen / Ich / schrye die Jungfrawschafft / bin nun des Lebens loß / Je wer gab mir doch / Ach! den bitter-süssen Stoß? Ir Dahmen folgt meim Rath / last euch ja balde weiben / Vnmüglich ists daß jr diß Jahr könt Jungfrawn bleiben!
Die Jungfrawschafft. |