Gesang und Kuß (Andere Gedichte)
? Gesang und Kuß. Sonett. Wenn fremde Blicke wachsam uns umgeben, Und unsre tiefe Sehnsucht, ungestillt, Sich in der Heiterkeit Gebährde hüllt, Und leise kaum den Busen wagt zu heben;
Dann ist nur Eins, o mein geliebtes Leben! Was mein Gemüth mit Wonn’ und Ahndung füllt: Die Melodie, so deinem Mund entquillt, Der seelenvollen Töne sanftes Schweben. Wie Liebesodem fühl’ ich den Gesang
Auf diesen Lippen die vergebens glühen; Zum Kusse wird mir jeder zarte Klang. Und nenne dieß nicht eitle Fantasien: Vernehm’ ich nicht im schweigenden Umfang Auch deines Herzens schöne Harmonien? A. W. SCHLEGEL.
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:00 von 2rhyme
Autor: August Wilhelm Schlegel
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org
|