Spanische Tänzerin (Andere Gedichte)
SPANISCHE TÄNZERIN Wie in der Hand ein Schwefelzündholz, weiß, eh es zur Flamme kommt, nach allen Seiten zuckende Zungen streckt –: beginnt im Kreis naher Beschauer hastig, hell und heiß
ihr runder Tanz sich zuckend auszubreiten. Und plötzlich ist er Flamme, ganz und gar. Mit ihrem Blick entzündet sie ihr Haar und dreht auf einmal mit gewagter Kunst ihr ganzes Kleid in diese Feuersbrunst,
aus welcher sich, wie Schlangen, die erschrecken, die nackten Arme wach und klappernd strecken. Und dann: als würde ihr das Feuer knapp, nimmt sie es ganz zusamm und wirft es ab sehr herrisch, mit hochmütiger Gebärde
und schaut: da liegt es rasend auf der Erde und flammt noch immer und ergibt sich nicht –. Doch sieghaft, sicher und mit einem süßen grüßenden Lächeln hebt sie ihr Gesicht und stampft es aus mit kleinen festen Füßen.
Eingetragen am 08.11.2011 09:35:03 von 2rhyme
Autor: Rainer Maria Rilke
Quelle: de.wikisource.org
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