Corrida (Andere Gedichte)
CORRIDA IN MEMORIAM MONTEZ, 1830 Seit er, klein beinah, aus dem Toril ausbrach, aufgescheuchten Augs und Ohrs, und den Eigensinn des Picadors und die Bänderhaken wie im Spiel
hinnahm, ist die stürmische Gestalt angewachsen — sieh: zu welcher Masse, aufgehäuft aus altem schwarzen Hasse, und das Haupt zu einer Faust geballt, nicht mehr spielend gegen irgendwen,
nein: die blutigen Nackenhaken hissend hinter den gefällten Hörnern, wissend und von Ewigkeit her gegen den, der in Gold und mauver Rosaseide plötzlich umkehrt und, wie einen Schwarm
Bienen und als ob er’s eben leide, den Bestürzten unter seinem Arm durchläßt, — während seine Blicke heiß sich noch einmal heben, leichtgelenkt, und als schlüge draußen jener Kreis
sich aus ihrem Glanz und Dunkel nieder und aus jedem Schlagen seiner Lider, ehe er gleichmütig, ungehässig, an sich selbst gelehnt, gelassen, lässig in die wiederhergerollte große
Woge über dem verlornen Stoße seinen Degen beinah sanft versenkt.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:07 von 2rhyme
Autor: Rainer Maria Rilke
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org
|