Der Edelste (Andere Gedichte)
Der Edelste. Als Chatem-Tai, der Freigebige, gepriesen ward, er sei der Edelste der Menschen, über ihn sei keiner mehr! sprach er: „Der bin ich nicht. Als Ich einmal
vierzig Kameele meinen Gästen gab, fand auf dem Feld’ ich einen armen Mann, der Dorn und Disteln sammlete, dafür sich Mittagbrot zu kaufen. Unbekannt sprach ich ihn an: „Warum, Mühseliger,
arbeitest du, und gehest lieber nicht zu Chatem-Tai’s Haus, wo jeder jetzt im Ueberfluße speiset?“ „Wer das Brot, antwortet’ er, sich selbst erwerben kann, hat Chatem-Tai’s Haus nicht nöthig.“ Der,
ihr Freunde, war ein Edlerer als ich.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:13 von 2rhyme
Autor: Johann Gottfried Herder
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