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Das Mondlicht (Andere Gedichte)

 Das Mondlicht.

 Nach dem Englischen.

     Des Mondes stiller Schimmer senkt
Auf alle Wesen Ruh;
Dem Müden und Gequälten schließt
Er sanft das Auge zu.

     Wie Wolkenlos der Himmel lacht

In hellem Silberblau!
Erquickt von ihren Thränen glänzt
Entschlummert dort die Au.

     O Freundinn, komm und schau’ umher

In diesem Gotteslicht.

Wo wohnet Lebens Seligkeit?
Wo wohnet sie wohl nicht?


[64]

     In jenem hellen Freudensaal,
Wo Tanz und Jauchzen tönt?

In dieser dunkeln Celle hier,

Die alter Epheu krönt?

     Ach von dem Lärm der Eitelkeit
Wird Freude bald verscheucht,
Die auch vorbei das Kloster geht,

Wenn Neid darinnen schleicht.


     Ein Licht ist dieser Zauberstrahl,
Ein Licht aus andrer Welt,
Das, wenn die Seele ruhig schweigt,
Erquickend sie erhellt.

     Es spricht: „wie an des Mondes Strahl

Der Farben Pracht erbleicht;
Wie wird es seyn vor jenem Licht,
Wo jeder Trug entweicht?“


[65]

     O wäre, wie jetzt die Natur,

Dann unser Herz in Ruh.

Und unser Auge schlösse sanft
Der Friede Gottes zu.



Eingetragen am 08.11.2011 09:33:10 von 2rhyme
Autor: Johann Gottfried Herder
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org



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