An Auroren (Andere Gedichte)
An Auroren. O zögre noch, holdseligste der Schönen, Aurora, laß die Thräne dich versöhnen, Die Thräne, die dir reine Liebe weiht. Wenn du in deines grauen Tithons Armen
Zu früh’ erwachst, so weile; hab’ Erbarmen, Für uns, für uns ist es zu frühe Zeit. Die keusche Luna blickt von ihrem Throne Gefällig noch, und gönnt Dionens Sohne Ihr sanftes Licht der Herzvertraulichkeit.
„Und komm’ ich denn, um euer Glück zu stören? Beneidend komm’ ich euer Glück zu mehren, Und sag’: es ist nicht gestern, es ist heut. Mit neuer Liebe komm’ ich euch zu krönen, Und gebe Blumen, Jünglingen und Schönen
Erfrischend sie, der Morgenröthe Kleid“; – – O Mahlerinn Aurora, weile, weile! Den Liebenden zu ihrem schönsten Theile Sei nie ein Gestern; sei ein ewig Heut“.
O.
Eingetragen am 08.11.2011 09:32:58 von 2rhyme
Autor: Johann Gottfried Herder
Quelle: de.wikisource.org
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