Legende von den drei Lebendigen und den drei Toten (Andere Gedichte)
LEGENDE VON DEN DREI LEBENDIGEN UND DEN DREI TOTEN Drei Herren hatten mit Falken gebeizt und freuten sich auf das Gelag. Da nahm sie der Greis in Beschlag und führte. Die Reiter hielten gespreizt
vor dem dreifachen Sarkophag, der ihnen dreifach entgegenstank, in den Mund, in die Nase, ins Sehn; und sie wußten es gleich: da lagen lang drei Tote mitten im Untergang
und ließen sich gräßlich gehn. Und sie hatten nur noch ihr Jagergehör reinlich hinter dem Sturmbandlör; doch da zischte der Alte sein: — Sie gingen nicht durch das Nadelöhr
und gehen niemals — hinein. Nun blieb ihnen noch ihr klares Getast, das stark war vom Jagen und heiß; doch das hatte ein Frost von hinten gefaßt und trieb ihm Eis in den Schweiß.
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:22 von 2rhyme
Autor: Rainer Maria Rilke
Quelle: de.wikisource.org
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