Prag. Auf dem alten jüdischen Friedhofe (Andere Gedichte)
Prag. Auf dem alten jüdischen Friedhofe. Sinnend stand ich bei dem Grabe Rabby Löv’s, des jüd’schen Weisen, Hörte wie im Traum den Führer Seine todten Ahnherrn preisen.
Und warum, so frug ich staunend, All’ die Juden, groß und kleine, Auf das Grab mit leisem Murmeln Werfen bunte Kieselsteine? Und es wurde mir die Antwort:
„Um zu ehren, ist geboten, Daß wir Blumen streu’n Lebend’gen, Steine auf das Grab der Todten.“ Von solch’ heidnischem Gebrauche Sind wir Christen längst gereinigt:
Wir bekränzen stets die Gräber Jener, welche wir gesteinigt.
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:47 von 2rhyme
Autor: Ada Christen
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