Biegemann (Andere Gedichte)
BIEGEMANN Biegemann war mein Lehrer. Biegemann war mal zu mir gut. Ich bleibe doch sein Verehrer. Denn was tut’s, wenn, was tat, nicht mehr tut.
Biegemann warfen schließlich Seine Freunde allerlei vor. Biegemann wurde verdrießlich, Unverschämt. – Bis er den letzten verlor. Als ich ihn weiter besuchte –
Denn er war einst mein geistiger Halt –, Schlug er und wälzte und fluchte Alles auf mich, was den Freunden galt. Langsam wurde ich kühler. Endlich blieb ich ihm fern.
Aber doch war ich sein Schüler Einstmals und hatte ihn gern. Was er nun Schlechtes verbreitet Über mich – überall –, macht mich nicht heiß. Denn nur der Unsichre streitet
Und ich weiß, was ich weiß. Wenn ich ihn jetzt hin und wieder Sehe, so wende ich mich. Daß heißt
Wenn er mich jemals wieder – Wie neulich, im Hofbräu – mit Kalbsknochen schmeißt,
Hau ich ihm eins in die Fresse. Denn ich bin doch kein Magistrat. – – Aber niemals vergesse Ich, was mir Biegemann Gutes tat.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:05 von 2rhyme
Autor: Joachim Ringelnatz
Quelle: de.wikisource.org
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