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Versickerungen (Gedanken)

Versickerungen

Mein Hirn wird durchlässig wie ein Sieb.
Erinnerung tropft heraus. Plop. Plop.Plop.
Meine Gedanken versickern, verrinnen.
Sie flüchten vor mir, wie ins Dunkel der Dieb.

Die Zeit läuft im Alter immer schneller.
Sie zerrinnt unter den Zeigern. Ich mit ihr.
Meine Erinnerungen gehen in Fetzen.
Manche züngeln empor wie Flammen, nur greller.

Dann wieder zermartere ich mir mein Hirn.
Wie war das? War es nicht so? Oder anders?
Kenne ich dies Gesicht nicht? Oder jenes?
Erinnerung verzerrt. Trübe Augen unter hoher Stirn.

Was bleibt von mir? Nur ein Schatten? Wer bin ich noch,
Wenn nichts mehr stimmt, was immer gewiss schien?
Das Erinnerungsrinnsal schwemmt meine Bilder davon.
Wie viele Erinnerungstropfen verschwanden schon im Loch?

Mein „Ich“ wird mit jeder fehlenden Erinnerung ärmer.
Ich versuche sie festzuhalten. Namen. Orte. Menschen.
Aufschreiben. Alles aufschreiben! Sofort. Jetzt.
In Resterinnerungen schwelgen hält das Hirn wärmer.

Wo ist der Zettel hin, auf den ich doch eben noch alles schrieb?
Vom Leben, der Schule, dem Beruf, dem gewesenen Sein.
Die Echos werden langsam schwächer. Kein Widerhall.
Wo ist ,was ich liebte, geblieben? Was war, was mich trieb?

Fressen, saufen, verdauen: und die Erinnerungen gleich mit.
Die Freunde vergehen und die Freude mit ihnen und ihr Bild.
Was bleibt ist die immer leerer werdende Hülle eigenen Seins.
Ist ein Restleben. Nachleben. Bin ich mit meinem Vorleben quitt?

Vielleicht will ich mich gar nicht erinnern, sondern nur verdrängen?
Ist mir meine Erinnerung Qual? Pein? Scham? Öde? Blöde?
Was trauere ich vergangenen Bildern nach? Ich Jammerlappen?
Lebe ich nur noch, weil ich einst vergaß mich zu erhängen?

Dann wäre mein Vergessen mein Lebensretter gewesen.
Was soll die Rückschau? Das Leben geht weiter. Vorwärts!
Glücklich all jene, die etwas haben, das sich zu vergessen lohnt!
Erinnern? Vergessen? Vergessen heißt: Von der Erinnerung zu genesen!

Was ficht mich denn im Morgen an, was ich im Gestern längst vergaß?
Über Bord mit den Gedanken an und von gestern und vorgestern.
Gespinste und Gespenster der Vergangenheit: Schert euch hinfort!
Wohl dem Morgengeier, der meinen Gesternkadaver vertilgte wie Aas!

Gedankenschrott und Erinnerungsmüll sickern aus meinem Kopf.
Phantasie und Traum füllen die Lücken, übertünchen und malen sie aus.
Alles wird bunter und schöner und leichter, als es tatsächlich je war.
Gedanken kochen eine leckere Suppe, einen Erinnerungseintopf.

Was war ist gewesen., vergangen, verstaubt und abgehangen.
Platz für Neues, neue Gedanken und neue Erinnerungen.
Neue Menschen. Neue Bilder. Vergiss, was nicht erinnerungswert!
Morgen wollen wir mit den neuen Erinnerungen anfangen!

J.W. 3/2022



Eingetragen am 30.08.2022 10:59:53 von Federstilzchen
Autor: Jens Wohlkopf
Quelle: Eigenes Gedicht
Weitere Informationen unter:



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