Graz (Ringelnatz) (Andere Gedichte)
GRAZ Man hatte mir viel Angst gemacht. Ich fuhr nach Graz als wie zur Schlacht. Doch unterwegs – ich kam aus Wien – Sah ich schon wechselweise
Berge aus Schnee und Berge grün. Die reimte ich auf „Reise“ Mir guten Trost. Und wurde kühn: Der Schnee zerschmilzt, und ein Tag zerschmilzt. Und Wälder sah ich und Kühe
Und Wiesen, olivenfarbig befilzt. Ich sagte mir immer wieder bis Graz: Gib dir nur trotzdem viel Mühe. Und kam und tats. Wenn ich in der Rosenkranzgasse dann
(Die kennt nur der Eingeborne) Eine fesche Grazer Verlorne – nach jener vorerwähnten Schlacht Am Abend – in der Nacht gewann, Und beides ganz unstreitig,
So ward mir solches Siegen Dadurch sehr leicht gemacht, Daß sich die Grazer gegenseitig Meist in den Haaren liegen.
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:01 von 2rhyme
Autor: Joachim Ringelnatz
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org
|