Des Menschen Herz (Andere Gedichte)
Des Menschen Herz. In Ein Gewebe wanden Die Götter Freud’ und Schmerz; Sie webten und erfanden Daraus ein Menschenherz.
Du armes Herz, gewebet Aus Lust und Traurigkeit, Weißt du, was dich belebet? Ists Freude? ist es Leid? Die Göttin selbst der Liebe
Sah es bedaurend an: „O zweifelhafte Triebe, Die dieses Herz gewann! Im Wünschen nur und Sehnen Wohnt seine Seligheit;
Und selbst der Freude Thränen Verkündigen ihr Leid.“
Mitleidig trat ihr Knabe Hinzu mit seinem Pfeil: „Auf! meine beste Gabe,
Sie werde dir zu Theil. Dein unbezwinglich Streben Sey Liebe dir, o Herz! Sey deiner Freude Leben, Und Süßigkeit dem Schmerz.“
E.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:26 von 2rhyme
Autor: Johann Gottfried Herder
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org
|