Der Knabe (Wünschelruthe) (Andere Gedichte)
Der Knabe. Ein Knab war ausgegangen In weiter bunter Au Wonach er trug Verlangen, Er wußt es nicht genau. Mit schimmerndem Geschmeide Hat sich die Au behängt, Zu rechter Augenweide Sich Blum an Blume drängt Und Schmetterlinge trinken Aus dustigem Pokal Und flattern, winken, blinken, Im blanken Sonnenstrahl. Und aus dem Busch ein Girren Dem Knab zu Ohren klingt, Als wenn - ein hold Verwirren - Mit Liehe Liebe ringt. Und hellre Töne steigen Noch aus dem Busch empor Als könnte Lieb nicht schweigen, Als bräche Lieb bervor. - Wie zauberisch gefangen Steht nun der Knab am Ort, Von Augen Ohr und Wangen Schiebt er die Locken fort. Die Augen muß er schließen, Er lauscht, er horcht genau, Die Wimpern überfließen Von lichten warmen Thau. Er hat in milden Thränen Die Arme aufgethan, So drängt ein fsßes Sehnen Heiß an sein Herz sich an. Er fühlet sich verlassen, Zum Sterben weh und wund, Könnt er die Töne fassen, Da würd’ er wohl gesund. Und bebend, bang, beklommen Naht er dem Busch sich schon Aus dem sein Herz vernommen Den süßen Liebeston - Ach aus den stillen Schatten Ein Vöglein scheu geschwind, Weit üher Wies und Matten Den schnellen Flug beginnt. Und ans dem Busche steigen Die Töne ferner nicht, Dem Knaben bei dem Schweigen Das arme Herz fast bricht. Nun ist er fortgegangen Hin in die weite Au Wonach er trägt Verlangen Jetzt weiß er es genau.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:16 von 2rhyme
Autor: Wünschelruthe
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