Reue (Ernst) (Andere Gedichte)
Reue. Über meiner Brust gelegen Hat die Nacht ein dunkler Gram, Den mir auch des schnellstens Traumes Flügel nicht von hinnen nahm.
Mocht’ ich über Meere schreiten Oder still vor Blumen stehn, Mocht’ ich Meer und Land in Tränen Oder sie in Flammen sehn, Ob die schwingenfrohe Seele
Bis zum letzten Sterne kam – Über meiner Brust gelegen Hat die Nacht ein dunkler Gram. Und wie gut es Erd’ und Himmel Mir heut’ Nacht im Traum gemeint,
Immer auf verborg'nem Grunde Hat ein leiser Quell geweint. Wie nun kam der späte Morgen, Stand am Himmel noch die Not, Über wilde Wolkenmauern
Schrie ein böses Morgenrot.
Dann auf den geschloss’nen Lidern Fühlt’ ich warmen, duft’gen Tau, Und in ihre weichen Arme Zog mich die geliebte Frau.
Und sie lächelte beglückend, Eh’ ich nur ein Wort gesagt; Denn sie weiß, die Milde, Feine, Daß ich selber mich verklagt, Und sie will aus tiefer Liebe
Schonen meinen stolzen Sinn – Heut’ bedeck’ ich dich mit Rosen, Herrliche, du Königin!
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:49 von 2rhyme
Autor: Otto Ernst
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org
|