Grüssen lassen (Andere Gedichte)
Grüssen lassen. Leise zieht durch mein Gemüt Liebliches Geläute; Mittagsglocken-Ton erklingt Hell von jeder Seite.
Geht ein schmucker Leutenant Linden lang spazieren, Röschen muss der Zufall ihm Grad entgegen führen. Leutnant, dem wie Wasser sonst
Redensblumen spriessen, Sagt, um doch nicht stumm zu sein: »Fräulein, soll Sie grüssen!« »Grüssen mich?« schön Röschen fragt, Hemmend ihre Schritte,
»Wer hat meiner wohl gedacht? Sprechen Sie, ich bitte« »Fräulein«, sagt der Leutenant, Schlenkernd seine Beine, »Wer galant Sie grüssen lässt?
Nun denn: Heinrich Heine.« »Heinrich Heine? Wenn ich nur Recht verstanden habe! Heinrich Heine, wertet Herr, Ruht ja längst im Grabe!«
Seines Schnurrbarts Spitzen dreht Leutenant gewichtig, Und sagt dann voll Majestät: »Fräulein, das ist richtig. Doch er sagt in einem Lied,
Einem zarten, süssen: Wenn Du eine Rose siehst, Sag’, ich lass sie grüssen!« –
Emil Barthel.
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:01 von 2rhyme
Autor: Emil Barthel
Quelle: de.wikisource.org
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