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An Mira (Kämpchen) (Andere Gedichte)

An Mira.

Traum der Jugend, so oft geträumt,
Und zerronnen, zerstoben,
Noch beim Nahen der langen Nacht
Hält mich dein Zauber umwoben. –

Wieder lockt und raunt es mich an

Mit dem nämlichen Werben,
Und das alte törichte Herz
Denkt nicht an Welken und Sterben. –

Was verloren ich längst geglaubt

Unter Sorgen und Mühen,

Will, wie die Rose von Jericho,
Neu mir in Schönheit erblühen. –

Wieder schimmernd und schwanenweiß
Seh’ ich Arme mir winken –

Darf ich den Becher, so lockend kredenzt,

Darf ich noch einmal ihn trinken? –
         

Darf ich auch nur, Mira, dich umkosen,
Wie der Zephir kost um junge Rosen
In verschwieg’nen sommerschwülen Nächten –

Darf ich auch nicht zu den tiefsten Schächten

Deiner Herzensträume niedersteigen,
Muß mich beherrschen auch und schweigen,
Eines, eines darf ich doch dir sagen:
Liebeswunde hast du mir geschlagen,

Und ich kranke an der bittern, harben

Liebeswunde, die nicht kann vernarben. –

           *

Brächte gern dir rote Rosen
Täglich, stündlich, immer neue –
Möchte dich mit ihrem Dufte

Laben, Mira, und erquicken. –


Und für meine roten Rosen
Raubte ich dir Feuerküsse,
Küsse, die das Herze klopfen
Und die Pulse fiebernd machen. –

Aber ach, du weilst zu ferne,

Kann dir keine Rosen bringen,
Kann nur sehnen, kann nur träumen
Und von deiner Schöne singen. –

           *

Weißt du, wie Zigeuner lieben?

Ungezügelt, ohne Schranken,

Einzig nur den Flammentrieben
Ihres heißen Herzens folgend. –

Auch Poeten sind Zigeuner,
Schweifend in Phantasus Reiche,

Und sie fühlen und sie lieben

Mit dem Gluthauch der Zigeuner. –



Eingetragen am 08.11.2011 09:33:01 von 2rhyme
Autor: Heinrich Kämpchen
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org



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