Der Redner (Andere Gedichte)
Der Redner. Wenn mein Inniggeliebter im Kreise der Hörenden auftritt; Welch ein himmlischer Glanz gehet den Hörenden auf! Liebliches Morgenroth deckt seine Wange; sein Antlitz Strahlet göttlichen Geist, glänzt in gefälliger Huld.
Jetzt entschließet die Lippe sich ihm; Gedanken erscheinen, Wie sie die heutige Zeit neidet, die alte begrüßt. Schön ists anzuschauen, wie tausend Seelen gefeßelt Hangen an seinem Wort, folgen dem lieblichen Laut Seiner Stimme, die jegliches Herz bezwinget und fortzieht –
Glaubet die Nachwelt einst, daß mich die Liebe getäuscht, O so zeuge, du Rom, bezeugt es, die ihr ihn hörtet, Hört und sahet, daß ich lange zu wenig gesagt.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:20 von 2rhyme
Autor: Johann Gottfried Herder
Quelle: de.wikisource.org
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