Wir grüßen Euch, Ihr Todten! (Andere Gedichte)
Wir grüßen Euch, Ihr Todten! (Zur Sedan-Feier) Wenn der Frühling kommt gegangen Blüthenreich vom Süden her, Nah’n die Sänger auch, die lieben, Die der Herbst uns fortgetrieben
In die Fremde – über’s Meer. Nach der Heimath zieh’n sie wieder, Hin nach Deutschland, froh geschaart; Aber fern im fränk’schen Lande, Am Loire- und Seinestrande
Rasten sie von langer Fahrt. Ihre ersten Lieder singen Sie an deutschen Gräbern dort. Und der Heimath Stimme dringet, Und ihr trautes Lied erklinget
Zu der Schläfer stillem Ort. Und wenn nach des Sommers Freuden Sie in neu verjüngter Schaar Nach dem Süden müssen wieder, Thun sie sich noch einmal nieder
An der Seine und Loire. Dort, wo im Franzosenlande Ruht manch’ Herz, manch’ deutsch’ Gemüth, Wo auf theurer Gräber Höhen Nur des Feldes Blumen stehen,
Singen sie ihr letztes Lied. Wo im Walde die „Vermißten“ Schlafen heimlich – unerfragt, Wird es laut von Vogelkehlen, Die den Schläfern treu erzählen,
Wie daheim die Liebe klagt. – Laßt sie schlafen! Ob den Todten Keinen Kranz die Fremde flicht: Alle Jahre wird mit süßen Liedern sie die Heimath grüßen,
Und die Heimath stirbt ja nicht.
Eingetragen am 08.11.2011 09:35:39 von 2rhyme
Autor: Die Gartenlaube
Quelle: de.wikisource.org
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