Sängerliebe (II Kämpchen) (Andere Gedichte)
Sängerliebe. Don Giscardo, Graf von Alba-Spina, Herr zu Torre und Cronogle-Delta, Zog als Minnesänger durch die Täler Der Provence, seines Heimatlandes.
Die Provence hallte von den Tönen Seiner Zither wider, alle Burgen Steckten Banner aus, und jeder Schloßherr Wünschte Don Giscardo sich zu Gaste. Mächtig war das Lied des Don Giscardo,
Graf von Alba-Spina, Herr zu Torre Und Cronogle-Delta, wenn er singend Zog durch seine schönen Heimattäler. Mächtig, wie das Läuten in den Wipfeln Alter Eichen bei Gewitterstürmen –
Süßer, denn das Buhlen linder Weste, Wenn sie durch des Südens Palmen ziehen. – All’ die großen Sänger der Provence Beugten sich vor Don Giscardo, als er, Zitherschlagend auf der Burg von Toro,
Seine Lieder sang vor Adelinen. All’ die großen Sänger der Provence Zogen flüsternd sich zurück im Saale, Als sie eine große rote Rose Prangen sahen an der Brust Giscardos. –
Von dem schönsten Weibe war die Rose, Adeline gab sie Don Giscardo Nach dem schönsten aller seiner Lieder, Die zu Frauenruhme er gesungen. – Dunkle Augen suchten und sie fanden
Dunkle Blicke, die den Weg zum Herzen Weiter suchten und mit Blitzesschnelle Amors Band um Psychens Schultern wanden. – Töne sind die heißesten Bewerber Um das Herz des Weibes, trotzt es diesen,
Wird es keinem andern Werber glücken Einzudringen in die keusche Seele. – Adeline war Giscardos erste, Und Giscardo ihre erste Liebe – Solche unentweihte Herzen lodern
Blitzschnell auf zu unlöschbarem Brande. – Unlöschbar und selber sich verzehrend – Eines Sängers erste, einz’ge Liebe Hilft nur schneller die Zerstörung reifen, Woran jede Dichterseele kranket. –
Don Giscardo liebte Adelinen – Wenn er lange in die feuchten Sterne Ihres Aug’s geschaut, so stieg er nieder Zu den Ufern der Garonn’ und weinte. – Warum weinte Don Giscardo – Rätsel
Einer Dichterseele, die im Sehnen Unbewußt sich aufzehrt – Adelinen Wurde trüber bei Giscardos Weinen. – Warum weint Giscardo – wieder frag ich’s, Wieder tönt die Antwort: Zu den stillen
Wassern der Garonne zieht’s ihn nieder – Eine Dichterseele kennet niemand. – Und auch Adelinen wurde trüber – Wenn sie in die feuchten Augensterne Don Giscardos schaute, sah sie drinnen
Nur die stillen Wasser der Garonne. – Sängerliebe tötet sich im Sehnen, Denn die Muse rächt sich am Entweiher Ihres Heiligtumes und sie senket Todesphantasien in die Seele. –
Eines Abends, Don Giscardo weinte Wieder in der schmerzlich stillen Weise, Adeline senkte ihre Locken Und sie netzten sich an seinen Wimpern. – „Adeline,“ sprach er, „dieser Abend
Ist der letzte, Don Giscardo werden Diese Nacht Garonnewellen decken, Adeline, willst du mit mir sterben?“ Und sie neigte tiefer ihre Locken, Wie das Kind beim Segensspruch der Mutter,
Ihre Lippen küßten Don Giscardos, Ihre Geister hatten sich gefunden. – Und sie stiegen bei des Mondes Schimmern Auf zum höchsten Schlossesturm von Toro, An dem Himmel glitzerten die Sterne,
Dunkel lag der Spiegel der Garonne. – „Adeline“, sprach dann noch Giscardo, „Willst du mit mir, kannst du mit mir sterben? – Unten rauscht das Wasser der Garonne, Kaltes Brautbett für die warme Liebe.“ –
Adeline schweigt, doch ihre Blicke Sagen mehr wie tausend Rednerworte, – Adeline stirbt mit Guiscardo, Kaltes Brautbett wird die Lieb’ erwarmen. – Heiter faßt Giscardo Adelinen –
Einen Blick zum blauen Sternenhimmel, Und ein Sprung, ein Sausen in die Tiefe, Daß die Wasser der Garonne rauschen. – Don Giscardo, Graf von Alba-Spina, Herr zu Torre und Cronogle-Delta,
Lag mit seiner heißgeliebten Dame Auf dem stillen Grunde der Garonne. – Und der Schiffer, der hinüber setzet An dem hohen Schlossesturm von Toro, Hört zuweilen noch Giscardo singen –
Lauschet still und betet für den Sänger. –
Eingetragen am 08.11.2011 09:35:07 von 2rhyme
Autor: Heinrich Kämpchen
Quelle: de.wikisource.org
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