Gedichte (Schilling) (Andere Gedichte)
1. Göttinn! Der die Wonnezähre Von der Rosenwange träuft; Der des Lohnes goldne Aehre Kindlich an dem Busen reift: Sei in deinem Heiligthume, Das die Seligkeit umfliest, Engelschwester! Himmelsblume! Hoch und traulich mir gegrüst. 2. Du entfliehst dem Fürstenthrone, Wo dein Afterbild sich bläht: Reicht dem Edlern nur die Krone, Der, wie du, verborgen sät – Blühst in unbekannten Hainen, Kehrst in niedre Hütten ein; Weihst den Aermern nur zu deinen Stillen Seligkeiten ein. 3. Nur durch dich versöhnt, umarmen Christ und Irokese sich; Nur durch dich gerührt, erbarmen Menschen ihrer Brüder sich. Samariterarme trugen Ihrem Feinde Linderung; Racherfüllte Busen schlugen Dir der Liebe Huldigung. 4. Unter deinem Kusse schwinden Thränen, die die Menschheit weint, Wenn in dunkeln Labyrinthen Ihr dein holdes Bild erscheint – Wuchernd reicht ihr dankend Lallen Dir den Zins der Ewigkeit, Windet dir in goldnen Hallen Kränze der Unsterblichkeit. 5. Tausend Engelfreuden geudest Du in jedes beßre Herz, Und auf Sonnenbahnen leitest Du die Guten himmelwärts. Ja, im Vollgenuß der Wonne Mitzutheilen! wohlzuthun! Werden jauchzend sie am Throne Dir am Mutter Busen ruhn. 6. Denen Arme segnend nickten: Wer ein Herz im Busen hat – Die ihr Thränen der Gedrückten Nicht vergebens rinnen saht – Wer sein Scherflein ihren Leiden, Ihrer Nacktheit Hülle gab, Fodre Lohn! den Ewigkeiten, Fodr’ ihn dieser Göttinn ab. 7. Huldinn, dir! die du erbebend Einst an Jesus Lippe hingst – Unter Engeln ihn umschwebend Noch den sterbenden umfingst – In der Glorie der Demuth Mit ihm das Gericht betratst, Und im Ausdruck höchster Wehmuth, Noch vor seine Mörder bathst. 8. Sei in deinem Heiligthume, Wo der Liebe Knospe sprießt, Engelsschwester! Himmelsblume! Hoch und traulich mir gegrüßt. Deine Sympathien hauchen Harmonie und Götterlust, Alle gute Menschen saugen Seligkeit an deiner Brust.
Gustav Schilling.
Ode an Gott.
1. Ewiger! im Wetterstrahlenkranze Deiner Cherubim – bei’m Reihentanze Deiner Welten sing’ ich dir! Auf der Phantasie geweihtem Flügel Eil’ ich zu dem Feuerwolkenhügel Deines Gottessitzes hin. 2. Hingesunken, an dem Flammenthrone, Beth’ ich dich! Du Schöpfer der Aeone, Und des Staubes Schöpfer an: Lall’ in die Verklärung meiner Saiten Halleluja! dir – die Ewigkeiten Sprechen es im Echo nach. 3. Nimm dann bei dem Klange deiner Sphären Meines Dankes gluterfüllte Zähren, Meines Lobsangs Thräne hin – Schau, vom Donnerchore deiner Größe, Auf der Menschheit schleierlose Blöße, Vater! allerbarmend hin. 4. Athmen nicht durch dich die Myriaden? Klimmen [an der Allmacht Zauberfaden][WS 1] Ihrem Stralenlohne zu? Lacht nicht durch des Todes Trauerflöre In der Glorie der Sonnenmeere Frühroth einer lichtern Welt? 5. Aus des Chaos Schooße losgewunden, Mit der Jugend Diadem umbunden, Lächelt ihm sein Eden an: Da entriß dem Aether er die Binde, Wog die Mitternacht der Labyrinthe Gegen ihre Feuer ab. 6. Unter deinem Gottesgriffel schäumten Elemente, gute Geister keimten Schöpfer! jauchzend um dich her – Und bei’m Jubeltone dieser Weihe Wallte Sternenklangs, der Sonnenreihe Lichtmeer, seinem Wirbel zu. 7. Wer befahl den Polen ihrer Tänze Ew’gen Flügelschwung? Wer ruft dem Lenze Flur und Blume zu bethaun? Und wer webte meiner Mutter Erde Durch das schöpferische Wort – Es werde!!! Das azurnene Gewand? 8. Wer umgürtete mit goldnen Zonen Der gerufnen Welten Embryonen? Und wer rufte meinem Geist? Du! durch dessen Odem angewehet, Und für die Unsterblichkeit gesäet, Ich im Erdenstaube knie’. 9. Aus den Silberlocken deiner Blitze, Die Allgegenwart zum würd’gen Sitze, Unerreichbarkeit im Blick. Groß im Seraph, wie im Staube merkbar, In der Schimmelblume noch erkennbar, Zeichnet die Natur dein Bild! 10. Laß dann meines Lobes Dankgeflöte Dir gefallen, bis die Morgenröthe Klärender Vollendung winkt – Allah! Deinem Flammenthrone näher, Jauchzet einst, seraphischer und höher, Gott! Mein Alleluja dir!
G. S. |