Schlagsahne (Andere Gedichte)
Schlagsahne Von Theobald Tiger Wenn früher unsre kecken jungen Damen im Café schwelgten, süß in Süßigkeit: die Sahne war dabei. – Man kennt den Namen davon heut nur noch aus der alten Zeit.
Ein klebrig übles Zeug vertritt die wichtige Schlagsahne; jeder lutscht zwar ganz erpicht – Es sieht auch beinah aus wie jene richtige: allein die gute alte ist es nicht. Die Politik und so … Ach ja, ihr Lieben!
Ich kratz mich tiefbekümmert auf dem Kopf. Du siehst, wie alle, alle etwas schieben. Du siehst, das Kind streikt schon auf seinem Topf. Du siehst die Nebel auf und nieder wabern. Dies Frühjahr macht uns wirklich keinen Spaß.
Denn zwischen Lichtenberg und Zabern wankt man so hin und her – ohn Mittelmaß. Der Friede kommt. Ja, kommt er diesem Lande? Was birgt die Decke, die der Frühling lüpft? Vielleicht gibts auf der Welt noch andre Bande
als jene nur, die unser Kaufmann knüpft. Erlaubt, daß ich die dumme Zeit bezichtige: sie hat und ist nicht Fisch noch Fleischgericht. Sie sieht auch beinah aus wie eine richtige – allein die gute alte ist es nicht!
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:54 von 2rhyme
Autor: Kurt Tucholsky
Quelle: de.wikisource.org
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