Die Achalm (Andere Gedichte)
Die Achalm. Der Führer spricht zum Wandrer: Da steht noch Thurm und Burgverließ Vom Schloß, das ich genannt, Doch wie es einst vor Zeiten hieß, Ist Keinem mehr bekannt.
Die alte Sage spricht es kaum Noch halbvernehmlich nach, Wie einst die Burg auf diesem Raum Vor zorn’ger Fehde brach. Der Letzte war es vom Geschlecht,
Der hier bestritten ward, Von Arme stark, von Sinn gerecht, Nach frommer Stammesart. Er schirmt’ und schützte Hof und Haus Lang vor der stärkern Macht,
Da trieben ihn die Flammen aus, Und mitten in die Schlacht. Er ließ den Bau wohl stürzen ein, Er sah nicht hinter sich, Den Boden wollt’ er doch befrei’n,
Der keinem Feuer wich. –
Den Pfeil, den todesträchtigen, Empfängt sein tapfres Herz, Sein Rufen zum Allmächtigen Verschlingt der letzte Schmerz.
Doch was er rief in letzter Noth, Das halbe Wort: Ach allm – Das hat gewiß getönt vor Gott Als wie ein ganzer Psalm. Ja selbst dem Feinde klang es schön,
Das ernste Scheidewort, Er baute frisch auf diesen Höhn, Und hieß Achalm den Ort. Das Menschenwerk zerfallen ist, Der Berg steht fest und hoch,
Achalm so heißt zu dieser Frist Sein Gottesname noch. Ihr Wand’rer, die ihr sinnet viel, Vergeßt nicht jenes Ach! Ihr Mägdlein hier auf Tanz und Spiel,
Denkt fromm der Allmacht nach!
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:27 von 2rhyme
Autor: Gustav Schwab
Quelle: de.wikisource.org
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