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Hardenstein (Kämpchen) (Andere Gedichte)

Hardenstein.
 (Ein Heimatsang.)

An der Ruhr im Talesgrund
Liegt ein Schloß zerfallen.
Fragt ihr nach dem Namen sein,
Nennt man es euch: Hardenstein,

Wo Gespenster wallen. –

Wollt ihr mehr noch von dem Bau
Hören gern aus Tagen grau,
Kann’s die Ruhr euch künden.

Sie, die Ruhr, ist wohlvertraut

Mit der alten Veste.

Alles, alles sah sie dort,
Prunk und Prangen, Brand und Mord,
Bis zum letzten Reste.
Lauschte süßem Minnesang,

Horchte wildem Waffenklang,

Mag sie drum erzählen:

Ehmals war Schloß Hardenstein
Stark und wohl gerüstet.
Doch sein Glanz ist längst dahin,

Niemand mehr, dem’s jetzt darin

Herr zu sein gelüstet. –
Nur das Käuzchen wohnet noch
Hoch am Turm im Eulenloch,
Sonst ist alles öde. –

Anders, anders sah es aus

Hier in früher’n Tagen.
Aber auch des Schlimmen hat
Ueberreich an dieser Statt
Einst sich zugetragen.

Als der wilde Hardenberg

Noch mit dem gespenst’gen Zwerg
Goldemar hier hauste. –

Dieser war vor Jahresfrist
Auf der Burg erschienen,

Um dem rauhen Rittersmann

Mit geheimer Kunst fortan
Ohne Lohn zu dienen. –
Nur an dessen Tafel saß
Er zu Rechten mit und aß,

Das war ausbedungen. –


Auch stand noch ein Roß im Stall
Ihm allein zu eigen.
Rappenfarbig, wild und scheu,
Doch dem Zwerge vielgetreu,

Wollt’ er es besteigen.

Aber immer auch zuvor
Hat dem Rappen er in’s Ohr
Etwas zugeraunet. –

Dazu bog der starke Hengst

Zu dem Wicht sich nieder.

Und so hielten Zwiesprach’ sie,
Doch die Knechte hörten nie
Was sie raunten wieder.
Wohl ein Zauber lag im Wort,

Flog doch dann der Rappe fort

Wie auf Sturmesflügeln. –

In der Burg verschloß der Zwerg
Stetig seine Kammer.
Diese lag im stärksten Turm,

Wohlverwahrt vor List und Sturm,

Durch Gebälk und Klammer.
Tagelang saß er darin,
Doch was immer auch sein Sinn
Plante, blieb verborgen. –

Einmal hatte hier ein Knecht

Frech herumgespähet. –
Doch im gleichen Augenblick
War ihm auch schon das Genick
Gräßlich umgedrehet. –

Schwer schlug dann der Tote auf,

Hohngelächter scholl darauf
Aus der Turmeskammer. –

Als der Graf die Tat erfuhr,
Sprach er zu den andern:

Dieser da hat seinen Lohn –

Warum mußte der Spion –
Auch zum Turme wandern? –
Wiederum befehl’ ich’s klar,
Stört mir nicht den Goldemar,

Weder hier noch draußen! –


Gern gehorchten dem Gebot
Reisige und Knappen.
Wo der Grause auch erschien,
Alle, alle floh’n sie ihn,

Wie auch seinen Rappen. –

Nur der wilde Herr vom Schloß
Liebte beide, Mann und Roß,
Doch aus andern Gründen. –

Band ihn doch geheim ein Pakt,

Den er unterschrieben. –

Goldemar war nicht sein Knecht,
Nein, er hatte Ritterrecht,
Frei zum Haß und Lieben.
Nannte doch sogar der Zwerg

Ihn, den stolzen Hardenberg,

Nibelung und Schwager. –

Ob den Ritter dies verdroß,
War nicht zu erkunden.
Einmal nur kam es zum Tort,

Um ein ausgelass’nes Wort,

In den Abendstunden. –
Beim Bankette war’s, beim Wein,
Als der Graf dem Becher sein
Stark schon zugesprochen. –

Da, im Rausche, fiel das Wort

Von des Grafen Lippe:
Dieser Wein ist gut und echt,
Aber einer hier ist schlecht
Und von schlechter Sippe. –

Goldemar, gib Antwort mir,

Bist in meinem Schlosse hier
Und in meiner Halle. –

Goldemar schwieg lange still,
Wie um nachzusinnen.

Dann sprach er mit düst’rem Mut:

Wahr’ dich, Gräflein, daß nicht Blut
Fließt durch dein Beginnen. –
Sprach’s mit wildem, heißem Blick
Auf die schöne Etalrik,

Nibelungens Schwester. –


Dann, als wäre nichts gescheh’n,
Griff der Zwerg zur Laute,
Sang und spielte stundenlang,
Wie berauscht vom eig’nen Klang,

Weisen, süß und traute.

Etalrik schien wie betört,
Und erhob sich, blaß, verstört,
Als das Spiel zu Ende. –

Wieder zog ein Jahr vorbei

Auf dem Hardensteine. –

Waffenklirren, Saitenklang
Tönte dort und holder Sang
Traulich im Vereine. –
Immer noch schlug Goldemar

Seine Laute wunderbar

Und Schön-Etel lauschte. –

Lange dann noch saßen sie
Nach dem Spiel beisammen. –
Sie durch Zaubermacht gebannt,

Er von wilder Lust entbrannt,

Heiß wie Höllenflammen. –
Er, so häßlich an Gestalt,
Sie von Lockengold umwallt,
Etalrik, die Schöne. –

Und wer weiß, wie das Geschick

Seinen Lauf genommen –
Wär’ nicht jetzt zum Grafenschloß,
Ritterlich und hoch zu Roß,
Neu ein Gast gekommen.

Udo war’s von Falkenstein,

Herr der schönsten Burg am Rhein
Und der Minne König. –

Kaum, daß Etalrik ihn sah,
Als ihr Herz gefangen. –

Auch der Ritter, hochgemut,

Fühlt die gleiche Liebesglut
Bei der Jungfrau Prangen. –
Goldemar – kein Wort, kein Ton,
Aber aus der Augen Loh’n

Blickt der Hölle Hassen. –


Seine Laute hing jetzt stumm
In der Turmeskammer. –
Und auch er saß oft darin,
Pläne brütend, schwarz von Sinn,

Hinter Schloß und Klammer. –

Ward’s ihm dann zu eng im Turm,
Trug ihn, wie ein Wettersturm,
Durch’s Gefild der Rappe. –

Mit dem Grafen hatte er

Zwiesprach’ schon gepflogen. –

Wispernd nur die Rede drang,
Doch das letzte Wort, es klang
Von ihm wie: Betrogen! –
Dann ein Lachen hinterdrein,

Grell wie seiner Augen Schein

Und wie Teufel lachen. –

Wieder saß im Schlossesturm
Er in düst’rem Sinnen. –
Dann mit seltsam starrem Blick

Rief er: Schöne Etalrik,

Kannst mir nicht entrinnen. –
Girr’ nur mit dem Falkenstein,
Bald für immer bist du mein,
Wie ich es geschworen. –

Aber er, dein Buhle soll

Schlimmen Todes sterben. –
Und die andern hier im Schloß
Alle, alle, auch der Troß,
Mögen mit verderben. –

Wo jetzt prunkt der Hardenstein,

Soll ein Trümmerhaufen sein,
Weh dir, Hardensteiner! –

Dann, als ob der grause Spruch
Unheil schon beschworen,

Klang ein Wimmern durch’s Gemach,

Und ein Winseln folgte nach,
Nicht für Menschenohren. –
Goldemar, in scharfem Ton:
Still, zurück, ich ruf’ euch schon,

Kommt die Rachestunde! –


Während dies im Turm geschah,
Herrschte schön’res Leben
Tiefer unten im Gemach
Mit dem Erker ohne Dach,

Grün umrankt von Reben.

Hier, in traulichem Verein,
Saßen auf der Bank von Stein
Udo und Schön-Etel. –

Udo sprach von seinem Schloß

Mit den starken Zinnen. –

Wie es hoch in trutz’gem Mut
Raget ob des Rheines Flut,
Spiegelnd sich darinnen. –
Dorthin, nach dem stolzen Bau,

Holt er sich als Edelfrau

Bald des Burgherrn Schwester. –

Etalrik schlang ihren Arm
Um den Mann, den trauten.
Ach, sie ahnten beide nicht,

Hier im gold’nen Sonnenlicht,

Was Dämone brauten. –
Daß der Bogen schon gespannt
Ward, von einer starken Hand,
Um sie zu vernichten. –

Düster um den Hardenstein

Kam die Nacht gezogen. –
Brütend lag es auf der Flur,
Brütend auf dem Tal der Ruhr
Und den Bergebogen. –

Ein Gewitter stieg herauf,

Langsam noch und schwer im Lauf,
Aber unheildräuend. –

Ruhe herrschte schon im Schloß
Nach dem regen Leben. –

Oben nur im Turmgemach

Hält ein böser Dämon Wach’
Um sich zu erheben,
Wenn die Geisterstunde schlägt,
Weil ihn dann der Rappe trägt

Schrankenlos ins Weite. –


Aber eh’ zum wilden Ritt
Er sich hebt im Bügel,
Hat der Brand das Schloß durchloh’t,
Soll hier hausen Mord und Tod

Mit verhängtem Zügel. –

Goldemar – er zischt’s voll Hohn,
Bald erhältst du deinen Lohn,
Trotz dem Falkensteiner! –

Und nun fängt ein Raunen an

In der Turmeskammer. –

Aus den Winkeln kommt es her,
Wie Gewinsel matt und schwer,
Durch Gebälk und Klammer. –
Seltsam schaurig klingt der Laut,

Doch dem Zwerge vielvertraut

Und gar wohl verständlich. –

Meine Doggen, seid ihr da! –
Ruft er rauh mit Lachen.
Und darauf in dumpfem Ton:

Hölle, Hölle, streue Mohn,

Laß sie nicht erwachen! –
Nur die beiden ganz allein,
Etel und der Wicht vom Rhein,
Sollen munter werden. –

Munter, bis das düst’re Schloß

Hochzeitsfackel rötet. –
Sie für mich ins Brautgemach,
Er zum letzten Weh und Ach,
Wenn mein Schwert ihn tötet. –

Horch! Die Glocke schlägt vom Turm

Mitternacht – nun heule, Sturm!
Donnerwolke, krache! –

Und als ob selbst die Natur
Dienstbar seinem Grimme –

Bricht der Wetterwolkenschoß,

Brechen alle Stürme los,
Kracht des Donners Stimme. –
Blitze flammen durch den Turm,
Und die Ruhr, gepeitscht vom Sturm,

Schäumt hoch auf am Schlosse. –


Goldemar, in wilder Lust,
Stürmt nun aus der Kammer. –
Wüster reckt sich die Gestalt,
Und die Faust das Schwert umkrallt,

Wie mit Eisenklammer. –

Schemenhaft, im Wetterschein,
Gleiten Schatten hinterdrein,
Seine Nachtgesellen. –

Alles schläft noch fest im Schloß

Durch der Hölle Siegel. –

Nur Schön-Etel, leichenblaß,
Dringt hervor aus dem Gelaß,
Ungehemmt vom Riegel. –
Und auch Udo, frei vom Bann,

Stürmt zur Halle jetzt heran,

Und an Etels Seite. –

Beide stehen blitzumloh’t,
Wie ein Bild der Minne. –
Sie, im leichten Nachtgewand,

Er, das blanke Schwert zu Hand,

Aber ohne Brünne. –
Goldemar – ein Tiger kaum
Ueberflöge so den Raum –
Schnellt zum Falkensteiner. –

Nicht ein Wort – nur Schlag auf Schlag

Kreuzen sich die Klingen. –
Udos Schwert trifft rasch und gut,
Doch dem Zwerge fließt kein Blut
Bei dem wilden Ringen. –

Hohnvoll lacht er noch zum Streit,

Weiß er sich doch wohl gefeit
Gegen jede Wunde. –

Immer wilder tobt der Kampf
Fort bei Donnerkrachen. –

Etalrik, die arme Maid,

Ruft nach Hilfe, fleht und schreit,
Aber kein Erwachen. –
Wohl erbebt im Sturm das Schloß,
Doch der Graf mit seinem Troß

Liegt in Schlafes Banden. –


Goldemar hat vielfach schon
Udos Brust getroffen. –
Aber wie zum Spiele nur,
Grausam läßt er ihm die Spur

Noch vom Siegeshoffen. –

Da – vom Firmamente kracht
Wüst ein Schlag jetzt durch die Nacht,
Daß die Halle dröhnet. –

Für Sekunden ruht der Kampf

Nach dem Donnerknallen. –

Dann fällt Udo wütend aus,
Doch er ist dem Höllengraus
Rettungslos verfallen. –
Weggeschlagen wird sein Schwert

Und des Bösen Klinge fährt

Tief ihm in die Weichen. –

Udo! Gellend rang der Schrei
Sich aus Etels Munde. –
Und zu ihm, dess’ Leben schon

Mit dem Lebenssaft entfloh’n,

Sinkt sie auf dem Grunde. –
Goldemar, zurückgewandt:
Rappe, Rappe, mir zu Hand,
Aber flink, Geselle! –

Kaum noch ist das Zauberwort

Von dem Zwerg gesprochen,
Als auch unten vor dem Schloß
Wiehert schon das treue Roß,
Und die Hufe pochen. –

Goldemar, im Arm die Braut,

Stürmt entgegen diesem Laut,
Durch die Flucht der Gänge. –

Wieder beugt der starke Hengst
Zu dem Wicht sich nieder. –

Wieder lauscht er dem Geraun’,

Aus dem Höllenmächte brau’n
Stahl für seine Glieder. –
Dann mit einem Sprung und Satz
Schnellt der Rappenhengst vom Platz,

Trotz der Doppelbürde. –


Wiehernd jagt das wilde Roß,
Wie vom Sturm getragen,
In die Wetternacht hinein,
Funken stieben aus dem Stein,

Den die Hufe schlagen. –

Hinter ihm – der wüste Brand
Rötet schon des Himmels Rand –
Steht die Burg in Flammen. –

Goldemar, voll wilder Lust,

Hebt sich hoch im Bügel. –

Schneller noch, mein gutes Roß,
Bringe uns zum Hochzeitsschloß,
Leih’ vom Blitz die Flügel. –
Und der Hengst, wie ein Phantom,

Rast vorbei an Kluft und Strom,

Seinem Herrn zu Willen. –

Dieser späht im Wetterschein
Nach dem Klippenhange, –
Wo die Ruhr mit rauhem Fall

Niederstürzt vom Felsenwall,

Eine Riesenschlange. –
Weh dem Armen, den sie packt!
Aus dem Höllenkatarakt
Gibt es kein Entrinnen. –

Dahin jagt der grause Wicht

Mit dem Sturm die Wette. –
Etalrik, so ruft er laut,
Etalrik, erwache, Braut,
Für das Hochzeitsbette! –

Doch umsonst – kein Wort, kein Ton,

Etalrik ist ihm entflohn
In das Reich der Toten. –

Wie der Zwerg die Zähne bleckt!
’s ist ein Raubtier-Schnappen. –

Heis’re Flüche heult der Troll

Und dann nach dem Fluß wie toll
Spornt er seinen Rappen. –
Höllenbrand, hinab zum Grund!
In den bodenlosen Schlund,

Flink, nur flink, Geselle! –


Und der Hengst mit Wutgebrüll,
Daß die Felsen hallen, –
Nimmt den letzten Klippengrat,
Wo zu Ende ist der Pfad

Und die Nebel wallen. –

Wiehernd steigt er in die Luft,
Und dann in die Flutengruft
Stürzt er mit dem Reiter. –

Durch die Nacht hat noch ein Schrei

Wild hinaus geklungen:

Nibelung, du brachst den Pakt!
Und dann von dem Katarakt
Ist das Roß verschlungen. –
Doch wohin? – Von Goldemar

Sind wir weit’rer Kunde bar,

Wie auch von Schön-Etel. –

Nur das Schloß im Talesgrund,
Oede und zerfallen,
Mit dem reichen Sagenschatz,

Ist auch heute noch der Platz,

Wo Gespenster wallen. –
Aber nur im Grau’n der Nacht, –
Wenn die Morgensonne lacht
Muß der Spuk verschwinden. –

Und wollt ihr zur Frühlingszeit

Nach dem Schlosse wandern. –
Herrlich, herrlich ist der Gang,
Unter Nachtigallensang,
Einzeln und mit andern. –

Laßt euch dann auch von der Ruhr,

Sie kennt ja den Hergang nur,
Neu die Mären künden. –



Eingetragen am 08.11.2011 09:34:02 von 2rhyme
Autor: Heinrich Kämpchen
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org



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