Groß (Andere Gedichte)
Groß. Mai 1872. „Seid umschlungen, Milliarden!“ Hör ich mit Begeisterung Singen unsre Einheits-Barden: Welche Federn! welcher Schwung!
Sah man jemals solche Beute? Wir verstehen unser Fach, Ja, ihr Professorenleute, Wir sind groß, brüllt Auerbach. Gottesfurcht und fromme Sitte,
Blut und Eisen wirken gut, Und vor unserm Reich der Mitte Zieht Europa stolz den Hut. Geibel wird ein Epos schreiben; Einen blinderen Homer
Wüßt ich nirgends aufzutreiben: Wir sind groß – es freut mich sehr. Elsaß unser – Dank, ihr Streiter! Lothringen in deutscher Hand! Immer länger, immer breiter
Machen wir das Vaterland. Eine Million Soldaten Stehen da, wenn Cäsar spricht, Stramm gedrillt zu Heldenthaten: Wir sind groß – ich leugn’ es nicht.
Thöricht zwar ins Herz geschlossen Hatt’ ich einst ein Ideal, Das zerfetzt nun und zerschossen Liegt im preußischen Spital.
Doch was kümmern uns die Wunden, Die der Ruhm der Freiheit schlug! Mag sie, wie sie kann, gesunden: Wir sind groß – das ist genug.
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:01 von 2rhyme
Autor: Georg Herwegh
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