Erinnerung Wie tanzt durch meine Träume (Andere Gedichte)
Erinnerung von Theobald Tiger Wie tanzt durch meine Träume Josephine! Das gute Kind! wie war sie dick und rund! In luftiger Seide und sonst sine-sine, so satt, so frisch und so gesund! Sie neigt sich und sie spricht: „Weißt du noch, Junge? Die Havel blitzt, es rauscht der Wind im Schilf, es gibt Tomaten, Eier, Pökelzunge, du stopfst, bis du nur hauchst: Luft, Samiel, hilf! Und dann das Bad und dann ein Schlaf im Freien! und immer dieses helle, weiße Licht! Ich glaub, du, das war Sünde mit uns zweien – wir lebten uns, und das, das darf man nicht!“ Sprachs und verschwand. Durch graue Gazeschleier der Zigarette schau ich in die Luft – Ja damals! Damals gabs noch Spiegeleier und Butter und den warmen Bratenduft … Dahin, dahin. Ich seh auf den Kalender: Eins, neun, eins, acht! wir haben unser Heer, wir haben Belgien und Serbien als Pfänder – doch das ist weg … und kommt nicht mehr.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:53 von 2rhyme
Autor: Kurt Tucholsky
Quelle: de.wikisource.org
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