Die Arbeiter an ihre Brüder (Andere Gedichte)
Die Arbeiter an ihre Brüder. Wir schüren in den Essen Die Feuer Tag und Nacht, Am Webstuhl, an den Pressen Steht unsre Friedenswacht.
Wir schürfen in dem Qualme Der Gruben nach Metall, Den Segen gold’ner Halme Dankt uns der Erdenball. Doch wenn das Korn gedroschen,
Dann heißt es: Stroh als Lohn, Dann heißt’s: für uns den Groschen, Den Thaler dem Patron. Dann heißts: für uns den Schragen, Das weiche Bett dem Gauch!
Dann heißt’s: Nichts in den Magen, Und Kugeln in den Bauch! Vergebens aus der Tiefe Steigt der Beraubten Chor, Mit seinem Vollmachtsbriefe
Ans Glück, zum Licht empor. Was hilft es, daß wir trotzen, So lang noch, mordbereit, Ihr gegen uns den Protzen Die starken Arme leiht?
O weh, daß ihr, im Bunde Mit ihnen, uns verließt, Und daß ihr uns wie Hunde Auf ihr Geheiß erschießt! Ach, wenn sie euch nicht hätten,
Wär’ Alles wohlbestellt; Auf euren Bajonetten Ruht die verkehrte Welt. An euren Bajonetten Klebt aller Zeiten Fluch;
Wir trügen keine Ketten, Trügt ihr kein buntes Tuch;
Wir brauchten nicht zu frohnen Für Sultan und Vezier, Nicht länger für die Drohnen
Zu darben brauchten wir. Wir hätten nicht zu beben Vor Pascha oder Scheik Und könnten bald erleben Den großen Fürstenstreik.
Durch euch sind wir verrathen, Durch euch verkauft allein: Wann stellt ihr, o Soldaten, Die Arbeit endlich ein?
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:27 von 2rhyme
Autor: Georg Herwegh
Quelle: de.wikisource.org
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