Friedrich Barbarossa und Konradin (Andere Gedichte)
In des Berges tiefstem Raume Kayser Barbarossa sitzt, Und aus einem schweren Traume Hebt er seine Augen itzt. „Will der Rabenschwarm nicht weichen, Ist noch die Erlösnng fern? Muß mich das Gekrächz erreichen Mitten in der Erde Kern? Nie hab’ ich den Laut vernommen In der ewig, stillen Nacht! Will von oben Botschaft kommen? Ist auch Gela dort erwacht.“ Als er kaum das Wort gesprochen, Tritt ein Heldenjüngling ein; Schwert und Helm sind ihm zerbrochen, Doch umgiebt ihn heller Schein. Um des Jünglings Halse zeiget Sich ein Streiflein, roth wie Blut, Und vor Barbarossa neiget Er das Haupt mit düsterm Muth. „Jüngling , bringst mir aus dem Leben Ein gar liebes Bild zurück! Kannst du gute Botschaft geben? Blüht noch meines Hauses Glück?“ „Unser Haus es ist gefallen, Siehst du nicht die blut’ge Spur? Einsam blieben in den Hallen Unsre stummen Bilder nur. Nicht im schönen Siegeslaufe Schied ich von dem süßen Licht! Ach, der letzte Hohenstaufe Sank am dunkeln Hochgericht. Jetzt an deiner Seite schlafen Muß ich eine lange Nacht, Bis die Höllenthat zu strafen Deutschlands Volk dereinst erwacht; Bis die Enkel niedertreten, Was der Erbfeind ausgesät, Bis die Kinder stammelnd beten, Wenn das Schwert der Väter mäht. Dann erwachen wir und ziehen Froh voran im Siegesthal, Und die Raben draussen stieben Hinter uns zum Leichenmahl.“ Friedrich zieht den Jüngling nieder In den Schooß zur langen Ruh, Und die müden Augenlieder Schliessen beide lächelnd zu.
A. Schreiber. - ? Die Sage vom schlafenden K. Barbarossa ist bekannt genug, weniger aber seine Liebschaft mit Gela, deren Name sich in dem Namen der Stadt Gelnhausen erhalten.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:56 von 2rhyme
Autor: Aloys Schreiber
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