Im Käfig (Andere Gedichte)
Im Käfig Hinter den dicken Stäben meiner Ideale lauf ich von einer Wand zur andern Wand. Da draußen gehen Kindermädchen, Generale, Frau Lederhändlerswitwe mit dem Herrn Amant …
Manchmal sieht einer her. Mit leeren Blicken: Ah so! ein Tiger – ja, das arme Tier … Dann sprechen sie von „Tantchen auch was schicken in Pergamentpapier“. Ich möcht so gern hinaus. Ich streck und dehn mich –
Die habens gut, mit ihrer großen Zeit! Sie sind gewiß nicht rein, und doch: ich sehn mich nach der Gemeinsamkeit. Der Tiger gähnt. Er käm so gern geloffen … Doch seines Käfigs Stäbe halten dicht.
Und ließ der Wärter selbst die Türe offen: Man geht ja nicht.
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:06 von 2rhyme
Autor: Kurt Tucholsky
Quelle: de.wikisource.org
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