Winterlied (Salis-Seewis) (Andere Gedichte)
Winterlied. 1785. Das Feld ist weiß, so blank und rein, Vergoldet von der Sonne Schein, Die blaue Luft ist stille: Hell wie Krystall
Blinkt überall Der Fluren Silberhülle. Der Lichtstrahl spaltet sich im Eis, Er flimmert blau und roth und weiß, Und wechselt seine Farbe.
Aus Schnee heraus Ragt, nackt und kraus, Des Dorngebüsches Garbe.
Von Reifenduft befiedert sind Die Zweige rings, die sanfte Wind’
Im Sonnenstrahl bewegen. Dort stäubt vom Baum Der Flocken Flaum Wie leichter Blüthenregen. Tief sinkt der braune Tannenast
Und drohet mit des Schnees Last Den Wandrer zu beschütten; Vom Frost der Nacht Gehärtet. kracht Der Weg von seinen Tritten.
Das Bächlein schleicht, von Eis geengt: Voll lauter blauer Zacken hängt Das Dach; es stockt die Quelle; Im Sturze harrt, Zu Glas erstarrt,
Des Wasserfalles Welle. Die blaue Meise piepet laut; Der muntre Sperling pickt vertraut Die Körner vor der Scheune.
Der Zeisig hüpft Vergnügt und schlüpft Durch blätterlose Haine. Wohlan! auf festgediegner Bahn Klimm ich den Hügel schnell hinan, Und blicke froh ins Weite,
Und preise den, Der rings so schön Die Silberflocken streute.
Eingetragen am 08.11.2011 09:35:39 von 2rhyme
Autor: Johann Gaudenz von Salis-Seewis
Quelle: de.wikisource.org
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