Gesellschaft (Andere Gedichte)
Gesellschaft. Diner im feinsten Westen, Viel Diamanten-Glanz, Es nippten vom Schönsten und Besten Die Lippen der Haute-Finanz.
Satt strahlte aus allen Mienen Die runde Zufriedenheit – Und mitten zwischen ihnen Sass meine Wenigkeit. Ich hatte der Dame des Hauses
Mein kleines Buch dediziert, Drin ich viel Wirres und Krauses Zusammenfabuliert. „Ach bitte lesen, lesen!" Bat man mich nach dem Dessert.
Ich machte ein wenig Wesen, Dann nahm ich das Büchlein her. Ich las, man war begeistert, Ein zweites, ein drittes Gedicht, Dann hab’ ich mich bemeistert:
„Meine Damen, genug! mehr nicht!“ Des freundlichen Hausherrn bejahrte Rundliche Schwiegermama, Die einst an Mitgift nicht sparte, Sass tief ergriffen da.
Was ich gelesen, gedichtet, Das rührte auch sie, wie mir schien. Zum Danke hält sie sich verpflichtet, Mich ins Gespräch zu ziehn. Sie naht mir, erregt sich fächelnd,
- O Macht der Poesie! – Und fragt mich, verständnisvoll lächelnd: „Was für ein Geschäft haben Sie?"
Gustav Hochstetter.
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:00 von 2rhyme
Autor: Gustav Hochstetter
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