Prométheûs (Andere Gedichte)
Prométheûs. Kaum hatte, von Minerven zum Olymp getragen, Prométheûs Feuer von dem Sonnenwagen Den Sterblichen gebracht, als oft aus Unverstand, Trotz seiner Warnung, Knab’ und Mädchen sich die Hand
Verbrannten. Himmel! welche Klagen Erhuben hier die Mütter! Haben wir der Plagen Noch nicht genug? Hat seine Schwägerinn [1] uns nicht Durch ihren Vorwitz Fieber, Aussatz, Gicht Beschert? Denkt der Titanensohn[2] uns auszurotten?
So hörte man aus Thälern, Büschen, Grotten Des Menschenfreundes himmlisches Geschenk verschreyn, Dies reine Sonnenfeuer, dem die Nachwelt alles Verdanket, das durch Schmelzung des Metalles[3] Das Feld befruchtet; das die Felsen und den Hain
Zu Städten umschafft; das den Ocean bebrücket. Das jede Kunst dem Menschen möglich macht; Dies Element, das uns mit Frühlingswärm’ erquicket,
Wenn Erd’ und Himmel starrt; das uns die Winternacht In hellen Tag verwandelt; das aus den Reichen
Der gütigen Natur für alle Seuchen Uns Heilungssäfte kochet. — Endlich ward das Schreyn Von Schädlichkeit des Feuers allgemein, Und jedem, der mit Zweigen trockner Fichten, Äschen Und Buchen es genährt, (die Kunst mit Stein und Stahl
Es anzufachen war noch unbekannt) befahl Der hohe Rath es auszulöschen. Denkfreyheit, segensvolles Licht, Wohlthäterinn der Menschen, reine Himmelsflamme, O daß die Staatskunst nie dich unter uns verdamme! Verlösche bey uns ewig nicht!
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:48 von 2rhyme
Autor: Susanne von Bandemer
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