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Am Ganges (Andere Gedichte)

Am Ganges.


Die Nacht schlug über die Eb’ne
Ihr tiefblaues, goldfunkelndes Zelt,
Und hinter den heiligen Bergen im Osten
Hebt sich klar und dunstlos

Der strahlende Mond.

Es wiegt sich sein Licht
Auf den Wipfeln dichter Pandanen,
Auf den Blüthenbüschen des Thals
Und schwimmt in wogenden Streifen

Auf dem leishingleitenden Strom.

Eine Insel ruht in den Wassern
Nicht allzuferne den schweigenden Ufern,
Wandernder Schwäne schattiger Rastort,
Von duftenden Ranken

Wonneheimlich umsponnen;

Es zittern die Blätter
Lautlos im lauen Hauche der Nacht,
Und einsam lockt dem Gefährten
Des Kokilaweibchens schmelzendes Klaglied. –

[244]
Da rauschen die Arme des Stroms,

Und zwei nackte Menschen schwimmen
Von beiden Seiten der Insel zu.
Und ein Jüngling taucht
Zuerst aus den Wellen,

Und ziehet an’s Land

Ein athmendes Mädchen,
Und sie grüßen sich jubelnd
Mit Kuß und Umarmung.
Sie setzen sich nieder

An’s grünende Ufer,

Wo das Mondlicht hell
Durch überhängende Zweige scheint,
Und erzählen sich
Vom zürnenden Vater,

Von der wachsamen Mutter, –

Und küssen sich lächelnd.
Im schwellenden Gras
Liegt des Mädchens Leib,
Und der Jüngling streift ihr

Von den feuchten Gliedern

Die rinnenden Tropfen
Und preist ihre Schönheit.
Er küßt ihren Nacken,
Drückt leis auf des Busens

Goldglänzende Fülle

Und preis’t auf’s Neue

[245]

Die Pracht der Hüften,
Dazwischen Kama selbst,
Der Gott der Liebe,

Mit dunklen Farben

Seinen Bogen gemalt.
„Siehst du, Geliebte,
Im Spiegel der Bucht
Den weißen Lotos,

Wie er sich sehnend

Dem Mondlicht öffnet?
So erschließe du
Vor dem Strahl meiner Augen
Deines frischen Leibes

Duftberauschenden

Blüthenkelch!“
Und sie lächelt seines
Verzückten Stammelns,
Hebt neckisch das Haupt

Und beißt seine Lippe

Mit den kleinen Zähnen,
Daß er in stummem Ringen
Zu ihr hinabsinkt
In der Blüthenbüsche

Bergenden Schatten.

Und still ist’s wieder;
Hoch über den Wassern
Rauschet der Flügelschlag fliehender Tauben,

[246]

Und fern aus dem Walde

Schallet des Tigers

Zürnendes Murren.
Aber die Liebenden
Schauen sich lange
Glühenden Auges an,

Küssen sich schweigend

Die pochenden Herzen
Und stürzen sich wieder
In’s Reinigungsbad
Der heiligen Ganga.

Oed liegt nun das Eiland;

In’s zerknickte Gras,
An die Stätte der Liebe,
Noch warm von des Mädchens Leib,
Legt sich im Ringe

Die schlaftrunkene Schlange;

In die Wälder des Westens versinket der Mond;
Doch des fernen Himalaya
Schneeige Kuppen
Streifet ein Strahl

Des rosigen Morgens.

Eingetragen am 08.11.2011 09:32:58 von 2rhyme
Autor: Wilhelm Hertz
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org



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