Die Farbengebung (Andere Gedichte)
Die Farbengebung. Ein Gemählde der Angelika Kaufmann. _____ (Mit begeistertem Blick taucht die Mahlerei den Pinsel in die Farben der Iris. Mannichfaltige Blumen blühen ihr zu Füßen, und
ein Chamäleon schleicht zwischen ihnen.) Nicht vom Chamäleon, so oftermalen Er auch sein Kleid verändert, wunderschnell; Nein! um der Gottheit Abglanz uns zu mahlen, Nahmst du die Farben aus der Farben Quell;
Tauchst in Aurorens, tauchst in Iris Strahlen Den Pinsel, und dein Blick wird himmlisch hell, Zu sehn, wie aus dem Lichtstrom Bäche fließen, Und Strahlen sich in Farben leise gießen. Wer hob die Hand dir? wer erhob zum Himmel
Den Blick dir, himmlische Begeisterung? Daß über Nebel, über Erdgetümmel, Im sanften Fluge, mit der Taube Schwung Du aufsteigst, fühlst in dir und trägst den Himmel In uns mit täuschender Beseligung;
Und lässest, was du dort in lichten Höhen Der Gottheit sahst, uns hier in Schatten sehen? Ein Gott wars. Und die Blume dir zu Füßen Weiht ihren Brautschmuck deiner Schwester-Hand. Ein Lüftchen weilt, die Körper zu umfließen,
Die du erschafst, und wird ein Brautgewand Der Seele, die, sich sichtbar zu genießen, In deiner Seele Äther-Hüllen fand. Du mahlest, was du bist. Auf Edens Auen Giebst du, in Menschen, Engel uns zu schauen. D.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:31 von 2rhyme
Autor: Johann Gottfried Herder
Quelle: de.wikisource.org
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