An den Reichshund (Andere Gedichte)
An den Reichshund Aedler Sultan, Hund der Hunde, Von dem das Wochenblättlein spricht Im kleinsten Nest der Erdenrunde, O Sultan, du gefällst mir nicht!
Ich kann das Beißen gar nicht leiden, Das dir im wilden Blute steckt; Und läßt es sich ganz vermeiden, So wähl’ doch besser dein Object. Man weiß, wie beim Congreß dolose
Getrieben du dein schlimmes Spiel, Und wie dir Rußlands Gala-Hose, Die stattliche, zum Opfer fiel. Vor Knickebeinen, die zum Gehen Zu schwach sind, wichst du nicht zurück;
O Sultan, du mußt selbst gestehen, Fürwahr, das war kein Heldenstück! Dann hast mit frevelhaften Bissen Der Herrin, die dir mild gebeut, Du tückisch das Gewand zerrissen
Und zähnefletschend sie bedräut. Die Dame, welche du vor Allen Ein Freund und Schützer solltest sein, In blindem Wüthen anzufallen, Das, Sultan, scheint mir recht gemein!
Als du den Herrn zur salz’gen Quelle Begleitet an der Saale Strand, Schritt täglich über seine Schwelle Ein Mann in schwärzlichem Gewand. Zur Tafel war er mitgenommen;
Allein so oft dies auch geschah, Nicht hat dein Herr ihn satt bekommen, Stets war der Würd’ge wieder da. Stets trat die prallste aller Waden Im Seidenstrumpf zu dir herein;
Ach, diese Seidenstrümpfe laden Zum Anbiß gar verlockend ein! Doch nichts hört man von neuen Fehden, Es sprach von dir nicht ein Bericht; Du Krone aller Quadrupeden,
O Sultan, ich versteh’ dich nicht! Kladderadatsch
Eingetragen am 08.11.2011 09:32:59 von 2rhyme
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