Vorm Brunnen in Wimpfen (Reisebriefe) (Andere Gedichte)
VORM BRUNNEN IN WIMPFEN Du bist kein du, Wasser. – Hättest nicht Ruh, Mich auszuhören. Ihr fließet immerzu
Und immer weiter und möglichst weit. Wie euch der Brunnen aus eisernen Röhren In den heißen Althäuserplatz speit, Erdengeläutert und ausgekühlt; Da ihr alte und neue Zeit
Und den Himmel abkonterfeit, – Siehet mein durstiges Staunen In euch doch immerzu andre. Immer wieder mit über den Rand gespült, Fängt es aus eurem Raunen
Nur eines auf: Wandre! Von euch möcht ich trinken. Ihr würdet lau, wenn ihr stehen bliebt, Ihr würdet trüb. Ihr würdet verweilend Faulen und stinken.
Was kümmert’s euch, daß ein Mensch euch liebt. Dauernd zerteilt euch selber enteilend, Seid ihr getrieben ein treibendes Ganzes, rein Bleibendes.
Eingetragen am 08.11.2011 09:35:23 von 2rhyme
Autor: Joachim Ringelnatz
Quelle: de.wikisource.org
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