Im Konzertsaal (Andere Gedichte)
Im Konzertsaal. Seufzend musst’ ich jüngst gedenken, Wie einst Felix Mendelssohnes Anmutvoll bewegtes Stäbchen Zauberquell schien jeden Tones;
Wie so ruhevoll den Künstlern Er durch uns verborg’ne Zeichen Seine Seele gab, – dem Stücke Klare Schönheit ohnegleichen. So modern sein Zepter neulich
Schwang ein Leiter der Konzerte, Dass der Anblick uns die Ohren Für die Lauscherandacht sperrte. Denn weit minder mit dem Taktstock Wirkt’ er des Orchesters Lenkung,
Als mit seines ganzen Leíbes Kautschukmännischer Verrenkung. Wunder nahm’s, dass nicht minütlich Er das Schweisstuch aus dem Sack riss, Das bei solchem Turngezappel
Keine Naht in seinem Frack riss. Aus den Aermeln in die Logen Rechts und links zu fliegen drohte Je ein Arm, wenn Becken, Pauke Schmettern sollten ihre Note. Wenn es galt ein Flüsterpiano, Schien er, mit gespreizten Fingern Wehrend, in die Kniee knickend, Sich zum Zwerge zu verringern. Dann, Fortissimos entfesselnd,
Reckt’ er ängstlich hoch die Pranken, Fast als wuchtet’ er herkulisch Auf der Sündflut Schleusenplanken. Kurz er that, als ob er alles Mit grotesker Sinnbild-Geste,
Start aus Instrumenten, magisch Aus dem eignen Leibe presste. Wilh. Jordan.
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:06 von 2rhyme
Autor: Carl Friedrich Wilhelm Jordan
Quelle: de.wikisource.org
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