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Der Triumf der Liebe, eine Hymne (Andere Gedichte)

     Seelig durch die Liebe
     Götter – durch die Liebe
          Menschen Göttern gleich!
     Liebe macht den Himmel

     Himmlischer – die Erde

          Zu dem Himmelreich.

Einstens hinter Pyrrhas Rüken,
     Stimmen Dichter ein,
Sprang die Welt aus Felsenstüken,

     Menschen aus dem Stein.


Stein und Felsen ihre Herzen
     Ihre Seelen Nacht,
Von des Himmels Flammenkerzen
     Nie in Glut gefacht.

Noch mit sanften Rosenketten

Banden junge Amoretten
     Ihre Seelen nie –
Noch mit Liedern ihren Busen
Huben nicht die weichen Musen

     Nie mit Saitenharmonie.


Ach! noch wanden keine Kränze
     Liebende sich um!
Traurig flüchteten die Lenze
     Nach Elisium.

Ungegrüßet stieg Aurora

     Aus dem Schoos Ozeanus.
Ungeküsset sank die Sonne
     In die Arme Hesperus.

Wild umirrten sie die Hayne,

Unter Lunas Nebelscheine,

     Trugen eisern Joch.
Sehnend an der Sternenbühne
Suchte die geheime Thräne
     Keine Götter noch.



Und sieh! der blauen Flut entquillt

Die Himmelstochter sanft und mild,
     Getragen von Najaden
     Zu trunkenen Gestaden.

Ein jugendlicher Mayenschwung

Durchwebt wie Morgendämmerung

     Auf das allmächtge Werde
     Luft, Himmel, Meer und Erde.

Schon schmilzt der wütende Orkan,
(Einst züchtigt’ er den Ozean

     Mit rasselndem Gegeissel)

     In lispelndes Gesäusel.

Des holden Tages Auge lacht
In düstrer Wälder Winternacht,
     Balsamische Narzissen

     Blühn unter ihren Füßen.

Schon flötete die Nachtigall
     Den ersten Sang der Liebe.
Schon murmelte der Quellen Fall
     In weiche Busen Liebe.

     Glükseeliger Pygmalion!

     Es schmilzt! es glüht dein Marmor schon!
Gott Amor Ueberwinder!
     Glükseeliger Deukalion,
     Wie hüpfen deine Felsen schon!

     Und äugeln schon gelinder!

     Glükseeliger Deukalion,
Umarme deine Kinder!




     Seelig durch die Liebe
     Götter – durch die Liebe

          Menschen Göttern gleich.

     Liebe macht den Himmel
     Himmlischer – die Erde
          Zu dem Himmelreich.



Unter goldnem Nektarschaum

Ein wollüstger Morgentraum

     Ewig Lustgelage
     Fliehn der Götter Tage.

     Prächtig spricht Chronions Donnerhorn,
Der Olympus schwankt erschroken

Wallen zürnend seine Loken

     Sfärenwirbeln gibt sein Athem Sporn,
Göttern läßt er seine Throne,
Niedert sich zum Erdensohne,
     Seufzt arkadisch durch den Hayn,

Zahme Donner untern Füssen,

Schläft, gewiegt von Ledas Küssen,
     Schläft der Riesentöder ein.

Majestätsche Sonnenrosse
     Durch des Lichtes weiten Raum

     Leitet Föbus goldner Zaum,

Völker stürzt sein rasselndes Geschosse

     Seine weissen Sonnenrosse,
     Seine rasselnden Geschosse
Unter Lieb und Harmonie

Ha! wie gern vergaß er sie!


Zitternd vor der Götterfürstin
Krümmen sich die Götter, dürsten
     Nach der Gnade goldnem Thau.
Sonnenglanz ist ihre Schminke

Myriaden jagen ihrem Winke

     Stolz vor ihrem Wagen prahlt der Pfau.

Schöne Fürstin! ach die Liebe
Zittert mit dem süßen Triebe
     Deiner Majestät zu nahn.

Seht ihr Chronos Tochter weinen?

Geister kann ihr Wink verneinen,
     Herzen weißt sie nicht zu fahn.




Seelig durch die Liebe
Götter – durch die Liebe

[64]
     Menschen Göttern gleich.

Liebe macht den Himmel
Himmlischer – die Erde
     Zu dem Himmelreich.




Liebe sonnt das Reich der Nacht,

Amors süßer Zaubermacht

Ist der Orkus unterthänig,
Freundlich schmollt der schwarze König
Wenn ihm Zeres Tochter lacht;
Liebe sonnt das Reich der Nacht.

Himmlisch in die Hölle klangen

Und den wilden Beller zwangen
     Deine Lieder, Thrazier –
Minos, Thränen im Gesichte,
Mildete die Qualgerichte,

Zärtlich um Megärens Wangen

Küßten sich die wilden Schlangen,
     Keine Geissel klatschte mehr,
Aufgejagt von Orfeus Leyer
Flog von Tityon der Geyer

[65]
Leiser hin am Ufer rauschten

Lethe und Kozytus, lauschten
     Deinen Liedern Thrazier,
     Liebe sangst du Thrazier.




Seelig durch die Liebe

Götter – durch die Liebe

     Menschen Göttern gleich.
Liebe macht den Himmel
Himmlischer – die Erde
     Zu dem Himmelreich.




     Durch die ewige Natur.

     Düftet ihre Blumenspur,
Weht ihr goldner Flügel.
     Winkte mir vom Mondenlicht
     Afroditens Auge nicht

Nicht vom Sonnenhügel?
[66]

     Lächelte vom Sternenmeer
     Nicht die Göttin zu mir her,
Wehte nicht ihr Flügel
     In des Frühlings Balsamhauch

     Liebe nicht im Rosenstrauch,

Nicht im Kuß der Weste,
     Stern, und Sonn und Mondenlicht,
     Frühling, Rosen, Weste nicht
Lüden mich zum Feste.

     Liebe Liebe lächelt nur

     Aus dem Auge der Natur
Wie aus ihrem Spiegel!

     Liebe rauscht der Silberbach,
Liebe lehrt ihn sanfter wallen;

     Seele haucht sie in das Ach

Klagenreicher Nachtigallen,
     Unnachahmliches Gefühl
     In der Saiten Wonnespiel
Wenn sie Laura! hallen.

     Liebe Liebe lispelt nur

     Auf der Laute der Natur.

[67]

Weisheit mit dem Sonnenblik,
Große Göttin tritt zurük,
     Weiche vor der Liebe.

Nie Erobrern, Fürsten nie

Beugtest du ein Sklavenknie
     Beug es izt der Liebe.
Wer die steile Sternenbahn
Gieng dir Heldenkühn voran

     Zu der Gottheit Size?

Wer zerriß das Heiligthum
Zeigte dir Elisium
     Durch des Grabes Rize?
Lokte sie uns nicht hinein,

Möchten wir unsterblich seyn?

Suchten auch die Geister
Ohne sie den Meister?
     Liebe Liebe leitet nur
     Zu dem Vater der Natur

          Liebe nur die Geister.
[68]

     Seelig durch die Liebe
     Götter – durch die Liebe
          Menschen Göttern gleich.
     Liebe macht den Himmel

     Himmlischer – die Erde

          Zu dem Himmelreich.

Y.


Eingetragen am 08.11.2011 09:33:23 von 2rhyme
Autor: Friedrich Schiller
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org



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